ORF-Gebühren: Fernsehen wird teurer

Imagemäßig liegen wir gut, das Publikum ist zufrieden", sagt
ORF -Generaldirektor Alexander Wrabetz. Ein guter Zeitpunkt also, um die Toleranz der Seher und Hörer wieder einmal ein bisschen zu strapazieren. Mit 1. Juni 2012, so wurde am Mittwoch verlautbart, werden die ORF -Gebühren um sieben Prozent steigen. Salopp ausgedrückt.
In Wrabetz' Worten wird "eine teilweise Valorisierung der Teilnehmer-Entgelte" vorgenommen. So oder so: Auf die Konsumenten kommen Mehrkosten von etwa einem Euro im Monat zu. Fix ist, dass das Fernsehentgelt, das an den ORF geht, auf 16,16 Euro steigt. In einigen Bundesländern wird damit auch die Landesabgabe angehoben (siehe Grafik) .
Die 36 Millionen Euro, die der ORF damit jährlich zusätzlich einnimmt, sind eine rück- und vorauswirkende Inflationsabgeltung. Eigentlich würde die Abgeltung für diesen Zeitraum (2008 bis 2016) 17 Prozent betragen, sagt Wrabetz: "Es war uns aber klar, dass das in der Realität nicht möglich ist."
Staatstragend

Von dem Übermut, mit dem Wrabetz noch im Sommer alle möglichen Einnahmequellen für den ORF forderte, ist nicht mehr viel zu merken. Eine immer wieder angekündigte Ausweitung der ORF -Werbezeiten ist - auch "aus Rücksichtnahme auf andere Branchenteilnehmer" - wieder vom Tisch. Wrabetz staatstragend: "Wir müssen jetzt einmal schauen, dass die Republik auf Kurs bleibt."
"Andere Branchenteilnehmer" wie der Privatsender-Verband hatten sich auch über eine Gebührenerhöhung stets kritisch geäußert. Wrabetz und ORF -Finanzchef Richard Grasl rechtfertigen sie nun mit Hinweis auf programmlichen Mehrwert und den anhaltend "riesigen Spardruck".
Das Budgetplus von 0,4 Millionen Euro, das die ORF -Mutter laut Finanzplan 2012 erreichen will, kommt nur mit den zusätzlichen Millionen aus der Gebührenanpassung zustande. Die Personalkosten steigen nächstes Jahr trotz Gegenmaßnahmen um sieben Millionen Euro. Eine besondere finanzielle Belastung stellen die
Olympischen Sommerspiele dar, auch zwei neue Shows - "Dancing Stars" im Frühling und "Die große Chance" im Herbst - sind schon budgetiert.
Die Gebührenanpassung wird von SPÖ und ÖVP unterstützt; ihre
Abnickung in den ORF -Gremien ist also Formsache. ÖVP-Stiftungsrat Franz Medwenitsch bezeichnete sie als "maßvoll und vertretbar": "Aber nur, wenn das Publikum die Gebührenerhöhung auch im Programm spürt." Protest kam am Mittwoch von FPÖ-Mediensprecher Harald Vilimsky: Es handele sich um einen "unverschämten Griff in die Taschen der ORF -Zwangsgebührenzahler".
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