Tochter eines Eisenbahnfrachtabfertigers
Aufgewachsen war Bumbry allerdings abseits der großen Klassiktempel in St. Louis als Tochter einer ehemaligen Lehrerin und eines Eisenbahnfrachtabfertigers. Bereits im jungen Teenageralter kristallisierte sich das stimmliche Talent der Künstlerin heraus. Ihre große internationale Karriere startete die US-Amerikanerin allerdings 1961 in Bayreuth, als sie als erste schwarze Sängerin in Bayreuth debütierte.
Die "Tannhäuser"-Premiere wurde umjubelt und Bumbry mit dem heute etwas zwiespältig klingenden Titel der "schwarzen Venus" von den Medien bedacht. Die vor der Bayreuth-Premiere aufflammende Kritik ob ihrer Hautfarbe schob Bumbry damals beiseite. "Ich habe mir einen Schutzmantel übergezogen", meinte sie später. Nicht zuletzt wurde die Afroamerikanerin damit aber auch zur Vorreiterin für zahlreiche Berufskolleginnen, die ihr in der Opernwelt nachfolgen sollten.
Von der Met bis Salzburg - mit dem Lamborghini
"Wir verneigen uns von einer der größten Künstlerinnen ihrer Zeit", zollten die Bayreuther Festspiele in Reaktion auf die Todesnachricht der Künstlerin auf ihrer Facebook-Seite Respekt: "Mit dem umjubelten Auftritt in Bayreuth stieg Bumbry zum europäischen Opernstar auf."
In den 60ern eroberte Bumbry folgend praktisch alle großen Opernbühnen der Welt - von der Londoner Royal Opera bis zur Scala in Mailand, von der New Yorker Met bis zur Wiener Staatsoper, wo sie 1964 erstmals zu hören war und in 50 Vorstellungen ihr Publikum begeisterte. 14 Mal gab sie etwas die Eboli in Verdis "Don Carlo".
Und nicht zuletzt war Bumbry den Salzburger Festspielen eng verbunden. Hier war sie unter Herbert von Karajan als temperamentvolle Carmen zu erleben. Bei den Proben zeigte sich der Stardirigent und Autoliebhaber einst irritiert über den Lamborghini der jungen Sängerin - bis sie ihn einmal eine Runde damit fahren ließ. "Danach waren wir gute Freunde", erzählte sie später.
Nachdem Bumbry die im Mezzofach angesiedelte Hauptrolle in Bizets "Carmen" oft gesungen hatte, machten sich allerdings Stimmprobleme bemerkbar. Und Bumbry gelang auf Anraten der Ärzte das seltene Kunststück, das Stimmfach zu wechseln und sich in der höheren Lage weiterhin einen Namen zu machen. Anstelle der Amneris in "Aida" oder der Lady Macbeth in "Macbeth" sang Bumbry fortan die Salome oder die Jenufa.
Weitergabe des Wissens
Als sich Bumbry schließlich im bereits reifen Alter von der Opernbühne zurückzog, nachdem sie noch 2013 als Gräfin in Tschaikowskys "Pique Dame" an der Staatsoper zu hören gewesen war, gab sie ihr Wissen an die jüngere Generation weiter. Zu ihrer eigenen Studienzeit habe man sich noch mehr dafür interessiert, wie die Stimme eigentlich funktioniere. "Die heutigen Sänger wollen jemanden finden, den sie kopieren können", meinte sie einst kritisch im dpa-Interview.
Dieses unbedingte Können und Engagement ist nicht nur auf zahlreichen Einspielungen dokumentiert. Auch wurden Grace Bumbry im Laufe ihres Lebens zahlreiche Auszeichnungen zuteil. In Italien wurde ihr der renommierte Premio Giuseppe Verdi verliehen, während Frankreich sie 1996 zum Commandeur des Ordens des Arts et des Lettres machte. 2009 verlieh ihr der damalige US-Präsident Barack Obama den Preis des Kennedy Centers in Washington D.C. für ihr Lebenswerk, und 2017 konnte sich die Sängerin über die Lebenswerkehrung im Rahmen des Österreichischen Musiktheaterpreises freuen.
"Grace Bumbry war eine Ikone der Opernkunst und eine Wegbereiterin für Generationen von Opernsängerinnen nach ihr", würdigte am Montag Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) heute die Verstorbene: "Mit ihrem legendären Debüt in Bayreuth in den 60ern hat sie entscheidend zur Gleichberechtigung im Opernbetrieb beigetragen. Dass sich ein Weltstar wie sie Wien als ihre Wahlheimat ausgewählt hat, war eine Ehre für die Stadt und das Land."
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