Opernfestival in Aix-en-Provence: Klassische Inszenierungen, Sex in Großaufnahme und viel Gluck

Opernfestival in Aix-en-Provence: Klassische Inszenierungen, Sex in Großaufnahme und viel Gluck
Das südfranzösische Festival ist ein Gradmesser der Opernwelt. Ein Rückblick auf die heurige Ausgabe.

Von Denise Wendel-Poray

Das diesjährige Opernfestival in Aix-en-Provence lässt sich vielleicht am besten als eine Art "Rückkehr zur Ordnung" beschreiben, eine Bewegung, die mit dem Neoklassizismus der 1920er-Jahre zusammenhängt. Insgesamt sind die Inszenierungen sehr klassisch und bleiben nah am Sinn des Textes, in diesem Sinne ist Andrea Breths "Madame Butterfly" beispielhaft. 

Das Bühnenbild und die Kostüme beziehen sich auf die Epoche und die Figuren, und es gibt eine Tendenz zum Hyperrealismus, insbesondere in "Pelléas et Melisande" von Katy Michell, wo der Sex in Großaufnahme und kinematografisch dargestellt wird. Es gibt keine offenkundigen politischen Inhalte. 

Ironischerweise sind die avantgardistischsten und zum Nachdenken anregenden Produktionen des Programms Peter Maxwell Davies' "Eight Songs for a Mad King" von 1969 und "The Kafka-Fragments" von György Kurtag aus dem Jahr 1987. Wie die serbische Performance-Künstlerin Marina Abramovic kürzlich sagte: "Wir konnten damals Dinge tun, für die wir heute verhaftet werden würden."

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