"La Traviata"-Finale in Gars: Wo die Musik im Zentrum steht

Wie oft verschafft eine Tonanlage, die nicht optimal funktioniert, einem Opernfestival eine gute Ausrede? Doch weder Verstärkung noch Ausrede werden auf der Burgruine in Gars am Kamp gebraucht. Hier wird unter freiem Himmel unverstärkt gesungen und musiziert. Clemens Unterreiner legt daher den Schwerpunkt seiner Produktion auf das Musikalische und reüssierte so auch im zweiten Sommer seiner Intendanz, diesmal mit Giuseppe Verdis „La Traviata“.
Opernkammerspiel
Während man auf anderen Freilicht-Opernbühnen vom Neusiedler bis zum Bodensee auf großes Spektakel setzt, erlebt man in der Burgruine ein Opernkammerspiel.
Carolin Pienkos und Cornelius Obonya zeigen die Geschichte der Kameliendame, die aus Standesgründen auf ihren Geliebten verzichten muss und am Ende ihrer Schwindsucht erliegt, auf einer fast immer leeren, hellen Holztreppe (Devin McDonough).
Bei Bedarf werden ein paar Tische, Sessel und ein Sofa auf die Bühne gebracht. Am Ende taucht eine Tänzerin auf, die man als das Leben der sterbenden Violetta identifizieren kann, das von ihr Abschied nimmt.

Mit Verve in der Stimme
Auf weite Passagen würde der Begriff „semi-konzertant“ zutreffen. Was bei diesen exquisiten Stimmen jedoch nichts Schlechtes bedeutet (auf das Musikalische bezieht sich auch die Sternewertung). Hila Fahima ist eine betörende Kameliendame. Sie changiert als Violetta Valéry zwischen Selbstbewusstsein und dem Leid durch ihre Schwindsucht, die sie so fragil macht. In jeder Phase lässt sie die Emotionen in ihrer Stimme spüren, die Spitzentöne erreicht sie mit Leichtigkeit. Mit Verve intoniert sie das „Sempre libera“. Betörend nimmt sie am Ende Abschied. So bewegend hört man das „Addio, del passato“ nicht oft.
Filip Filipović ist ein exzellente Alfredo. Seine Tenorstimme hat einen markanten Kern und nimmt mit dem wunderbar weichen, wie helles Gold schimmerndem Timbre ein.
Clemens Unterreiner überzeugt darstellerisch und vokal als dessen Vater Giorgio Germont. Flaka Goranci nimmt mit ihrem expressiven, klaren Mezzosopran als Flora ein.
Auch die kleineren Rollen sind sehr gut besetzt. Der Chor (Leitung: Michał Juraszek) klingt ausgewogen. Levent Török führt das sehr gut disponierte Festival-Orchester präzise und versteht es, Emotionen zu entfachen. Diesen Dirigenten würde man gern öfter hören. Ovationen.
INFO: In den letzten Vorstellungen am 31.7. und 2. 8. haben Menschen mit eingeschränkter Sehkraft die Möglichkeit, eine Live-Audiodeskription abzurufen. Am 9.8. endet die Saison mit der Gala „Stars in Gars – Unterreiner & Friends“. Günther Groissböck, Matteo Ivan Rašić, Julian Le Play, Maria Nazarova, Elena Maximova, Maya Hakvoort und andere singen mit dem Intendanten für einen guten Zweck. 2026 wird mit Puccinis „Madama Butterfly“ fortgesetzt.
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