Gut und Böse, garniert mit Gespenst

Pech und Schwefel" steht auf dem roten Wagen, mit dem der Eremit und Samiel hereingezogen werden: Gaukler, die die schmutzigen, verlausten, durstigen Dorfbewohner unterhalten und mit Wasser überschütten.
Und wie Pech und Schwefel ist bei Georg Schütkys Inszenierung von Webers "Der Freischütz" zum 25-Jahr-Jubiläum der Opernfestspiele auf der Burg von Gars am Kamp das personifizierte Gute und Böse beinahe ständig zusammen.
Geschickt und reichlich nützt er die Burg als Kulisse aus, lässt am Burgsims, in den Öffnungen der Ruine, die nur mit wenigen Versatzstücken (Christina Schmitt) ergänzt wurde und im Publikum spielen. Es entsteht jedoch immer mehr der Eindruck, dass er die romantische Geschichte nicht allzu ernst nimmt, da einige Szenen regelrecht in die Lächerlichkeit abgleiten: Wenn in der Wolfschluchtszene am Burgsims ein weißes Gespenst herumhüpft, Samiel mit roten Drachenflossen und Megafon herumquäkt, während Kaspar am Boden zwischen zwei Feuerfässern auf einem fast nackten, zuckenden Frauenkörper die Freikugeln gießt.
Beim Einstand als künstlerischer Leiter hat Johannes Wildner alle Hände voll zu tun: Denn der Chor (Einstudierung: Joachim Kuipers), beim Jägerchor durfte auch das Publikum mitsingen, ist oft außer Tritt und auch mit der Klangvereinigung Wien nicht zusammen. Im seitlich situierten Orchester selbst erlebt man auch viele Ungenauigkeiten, aber auch knisternde Spannung.
Claudia Goebl ist ein glockenreines Ännchen, Yasushi Hirano ein profunder Eremit. Michael Bedjai verfügt als Max über alle Spitzentöne. Selcuk Cara ist als Bösewicht Kaspar ein lässiger Typ, dem es allerdings an Stimmkraft, Dämonie und Verständlichkeit fehlt. Starker Applaus!
(Helmut Christian Mayer)
KURIER-Wertung:
Programm des Theatersommers in NÖ
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