„Francesca da Rimini“ in Erl: Umjubelte Erstaufführung

Ganz sanft ertönt zuerst nur die Harfe. Zart erklingt dann dazu das Englischhorn mit einer sehnsuchtsvollen Melodie. Diese wird von Francesca aufgenommen und mündet in eine wunderbare, ihr Unglück beschreibende Arie: Einer der vielen musikalischen Höhepunkte der Oper „Francesca da Rimini“ von Saverio Mercadante. Und es erstaunt, mit welchem Reichtum an eingängigen Melodien der heute trotz seiner 58 Bühnenwerke fast völlig vergessene, italienische Komponist (1795-1870) in dieser Opernrarität aufwarten kann.
Raritäten aufzuführen, zählt erfreulicherweise auch zur Programmatik der Tiroler Festspiele. Und so konnte man nun dieses Werk jetzt als österreichische Erstaufführung in Erl erleben. Der Rossini und Verdi verschmelzende Musikstil wird vom Orchester unter Giuliano Carella mit reichen Nuancen, teils zugespitzten Tempi und großer Spannung wiedergegeben.
Fordernd
Extrem herausfordernd sind die Partien der drei Hauptrollen: An erster Stelle sei hier Karolina Makula genannt, die die Hosenrolle des Paolo mit sichersten Koloraturen und stimmkräftiger Leidenschaft bewältigt. Anna Nekhames singt die Titelpartie mit einem sehr lyrischem Sopran. Theo Lebow als Lanciotto hört man mit enormer Präsenz und Höhensicherheit.
Stimmgewaltig und ausbalanciert ist der vielbeschäftigte Chor der Festspiele zu vernehmen.
Von einer mehrfach vertonten Episode aus der „Göttlichen Komödie“ von Dante (Ambroise Thomas (1882), Sergej Rachmaninow (1906) und Riccardo Zandonai (1914) handelt das Libretto von Felice Romani: Da geht es um die fatale Liebe Francescas zum schönen Paolo, dem Bruder ihres missgestalteten Mannes Lanciotto, die in einer Katastrophe endet. Sehr ästhetisch ist dabei das Schlussbild, wenn sich der Einheitsraum mit schattenartigen Lichtstimmungen, nach hinten öffnet und eine verfallene Abtei (Bühne: Johannes Leiacker) zeigt, was einem Bild von Caspar David Friedrich nachempfunden wurde.
Hans Walter Richter entwickelt eine solide, psychologische Studie der Figuren, die durch tänzerische Doubles, die die inneren Gefühle nach außen kehren sollen, noch verstärkt wird. Allerdings gelingt es ihm nicht, die Langatmigkeit und Handlungsarmut des Stücks zu kompensieren.
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