One Direction in Wien: Einstiegsdroge in den Pop
Auch wer findet, dass früher alles besser war: Die Liste der Gegenstände, die man nicht zum One-Direction-Konzert mitnehmen darf, ist origineller als die Verbote unserer Jugend. Keine Selfie Sticks! Keine Tabletcomputer! Das muss man den hauseigenen Teenagern mal klarmachen: Ohne Selfie Stick zum wichtigsten Popereignis des Jahres, was sollen wir dann auf Snapchat teilen?
Das wird Geschrei geben. Themenverwandt eine für die begleitende Elternschaft wohl wichtigere Info: Es herrscht Alkoholverbot.
Am Mittwoch gibt es also im Wiener Happel-Stadion ein wahrhaftiges Popevent. Vier schöne junge Menschen machen Musik, und die jüngsten Fans erleben einen jener Abende, die ihr Popverständnis prägen werden.
Wer erinnert sich noch daran, wie wir alle über Take That gelacht haben?
Die aus den Klatschspalten auf die Stadionbühne herabgestiegene Band One Direction ist nun die aktuelle Einstiegsdroge in die Popmusik, mit allem, was dazugehört: Der Veranstalter warnt eindringlich davor, dass übereifrige Fans vor dem Stadion übernachten (die müssten weggewiesen werden).
Erst ab 8 Uhr am Mittwoch soll man anstehen; für die Klopause während des Wartens gibt es ein eigenes Nummernsystem. Es gelten Ausweispflicht und Jugendschutzbestimmungen, u. a.: unter zwölf Jahren nur mit erwachsener Begleitperson.
Phänomen
Die nach dem – für viele Fans weltweit – tränenreichen Abschied von Robbie Williams, äh, nein, Zayn Malik zum Quartett geschrumpfte Band ist mehr als ein Vehikel für den üblichen Hitparadenpop. Denn kaum ein neuer Act erreicht derart viele Fans, dass sich ein Stadionkonzert ausgeht. Die Band hat in nur vier Jahren mehr als 46 Millionen Tonträger verkauft und 94-mal in diversen Charts die Nummer eins erreicht.

Wenn auch nicht ihre Karriere, wie Oasis-Keppelzahn Noel Gallagher meint ("die gibt es höchstens noch fünf Jahre"). Damit steht Gallagher nicht allein: Seit Maliks Abgang wird jeder schiefe Blick, den sich zwei Bandmitglieder zuwerfen, wild als Auflösungsvorzeichen diskutiert.
Das Wien-Konzert ist also eine gute Gelegenheit, das Phänomen Pop in seiner reinsten Form zu studieren. Rasch, bevor die Erinnerung an die Lieder der britisch-irischen Boyband verblasst.
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