Malerfürst Ernst Fuchs ist tot

Exzentrischer Maler: Ernst Fuchs in seiner Villa
Der Mitbegründer des Phantastischen Realismus starb im Alter von 85 Jahren.

Der österreichische Maler Ernst Fuchs ist Montag Früh im Alter von 85 Jahren gestorben. Der Künstler mit dem Vollbart und dem markanten Käppchen galt mit seinen Studienkollegen Anton Lehmden, Arik Brauer, Wolfgang Hutter sowie Rudolf Hausner als Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

Laut einer Aussendung seiner Familie starb Fuchs im Wiener Sophienspital an Altersschwäche. Engste Familienmitglieder seien anwesend gewesen, als der Künstler "friedlich einschlafen konnte". Seinem Wunsch gemäß werde er auf dem Hütteldorfer Friedhof bestattet - der Termin werde bekannt gegeben, sobald er feststeht. Fuchs hinterlasse 16 Kinder und "ein großes künstlerisches Werk als Maler, Bildhauer, Dichter, Designer und Komponist", würdigte ihn seine Familie. "Sein Optimismus, seine Spontanität und Großzügigkeit hat Generationen von Künstlern und Freunden inspiriert und wird uns immer in Erinnerung bleiben."

Im Februar dieses Jahres hatte der Wiener Malerfürst noch seinen 85. Geburtstag gefeiert. Im Mai gab es Medienberichte über den gesundheitlichen Zustand, die er im KURIER-Gespräch noch zurecht rückte.

Die Bilderwelt des Ernst Fuchs

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VERLOBUNGSFEIER VON ERNST FUCHS UND UTA SAABEL
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ERÖFFNUNG DER "FUCHSKAPELLE" IN KLAGENFURT
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ERÖFFNUNG DER "FUCHSKAPELLE" IN KLAGENFURT
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Ernst Fuchs Museum
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Ernst Fuchs Museum
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Ernst Fuchs Museum
Malerfürst Ernst Fuchs ist tot

INTERVIEW - ERNST FUCHS
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Phantastischer Realismus

Fuchs gilt als Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. 1930 in Wien als einziges Kind eines jüdischen Altwarenhändlers und einer katholischen Näherin geboren, begann er mit 15 als "Wunderkind" sein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Albert Paris Gütersloh. Inspiriert von der altmeisterlichen Malerei, dem Jugendstil und den Surrealisten schuf er von religiösen und mythologischen Motiven dominierte Traumlandschaften und Visionen.

Malerfürst Ernst Fuchs ist tot
Interview mit dem österreichischen Maler Ernst Fuchs in seiner Villa in Wien am 13.05.2015.
1948 gründete Fuchs mit seinen Studienkollegen Anton Lehmden, Arik Brauer und Güterslohs Sohn Wolfgang Hutter sowie dem knapp 15 Jahre älteren Rudolf Hausner die Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Im selben Jahr reiste er erstmals nach Paris, wohin er 1950 für zwölf Jahre übersiedelte. In dieser Zeit unternahm Fuchs zahlreiche Reisen nach Italien, Spanien, England und in die USA und lernte Künstler wie Salvador Dali, Giorgio de Chirico und Jean Cocteau kennen. Er etablierte sich als herausragender Grafiker und entdeckte den Zyklus als Form.

Archetypische Bilder

Auf der Suche nach archetypischen Urbildern - dem "verschollenen Stil" - experimentierte er auch mit verschiedenen Drogen. 1957 zog er sich für Monate in das Kloster "Dormitio" bei Jerusalem zurück und begann eine monumentale "Abendmahl"-Darstellung, an der er jahrzehntelang arbeitete. 1966 veröffentlichte er das Buch "Architectura Caelestis. Die Bilder des verschollenen Stils", eine der wichtigsten programmatischen Schriften aus dem Kreis der Phantasten, worin er gegen die "Pest des Rationalismus und des Konstruktivismus" anschreibt. Ziel sei "all der herrliche Kitsch, den die Maschinenpuritaner verboten haben".

In den 1970er-Jahren begann Fuchs auch im Bereich Innenarchitektur und Design sowie für Film und Bühne (Opern- und Ballettausstattungen) zu arbeiten. 1972 kaufte er eine von Otto Wagner entworfene Villa in Wien-Hütteldorf, die er restaurierte und aufwendig umgestaltete. 1988 wurde die Villa als Privatmuseum und Sammlung Ernst Fuchs eröffnet, heute ist sie auch Sitz der Ernst Fuchs-Privatstiftung. Seit damals lebt der 16-fache Vater in Monte Carlo und wohnt, wenn er zu Besuch in Wien weilt, im Hotel.

Vielbeschäftigt

Einzelausstellungen in aller Welt zählt der geschäftstüchtige Künstlerfürst weit über 100. Er beschäftigt sich neben seinen Gemälden, Skulpturen, Grafiken, Gedichten, Liedern und Buchillustrationen auch mit zahlreichen Architektur- und Skulpturprojekten für den öffentlichen Raum, etwa die Apokalypse-Kapelle in der Stadtpfarrkirche St. Aegyd in Klagenfurt, ein monumentales Werk, an dem er über 20 Jahre arbeitete.

Malerfürst Ernst Fuchs ist tot
ABD0022_20151109 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA0119 VOM 9.11.2015 - Der Maler Ernst Fuchs aufgenommen während der Eröffnung der "Fuchskapelle" am Donnerstag, 30. September 2010, in der Stadtpfarrkirche Klagenfurt. Der österreichische Maler Ernst Fuchs ist im Alter von 85 Jahren verstorben. - FOTO: APA/GERT EGGENBERGER
2000 wurde Fuchs der französische Orden eines "Officier dans l'Ordre des Arts et des Lettres" verliehen, 2009 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, 2010 folgte das Goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien. Unter dem Titel "Phantastisches Leben - Erinnerungen" hat Fuchs bereits 2001 seine Memoiren veröffentlicht. Zu seinem 80. Geburtstag war sein Werk in der Schau "Die phantastische Sammlung" im Wiener Palais Palffy zu sehen. Dort eröffnete der Künstler 2013 auch die "Akademie für visionäre Kunst" - eine private Kunstschule, die mit "kontemporären Trends" der Kunstausbildung brechen und zu "klassischen akademischen Malmethoden" und altmeisterlichen Techniken zurückkehren will.

Zuletzt geriet Fuchs durch seine Scheidung von seiner seit 30 Jahren getrennt lebenden Ehefrau Eva und der anschließenden Verlobung mit seiner Muse Uta Saabel, einen Kunstdiebstahl aus einem Depot sowie dem "Paradiso"-Prozess , in dem ein Sohn und ein Stiefsohn Fuchs' angeklagt sind, in die Schlagzeilen.

Fuchs habe nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Hervorragendes für die Entwicklung der Malerei und der Kunst in Österreich geleistet. "Als Begründer und einer der bekanntesten Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus wurde er international bekannt und gefeiert. In seinen farbenprächtigen Bildern, die bis heute kontrovers diskutiert werden, findet sich eine sehr individuelle, mythologisch begründete Ikonographie", betonte Ostermayer. Die von ihm erworbene und aufwendig renovierte Otto-Wagner-Villa in Wien-Hütteldorf, die heute als Privatmuseum und Veranstaltungsort dient, werde auch in Zukunft einen kleinen Teil seines umfassenden künstlerischen und architektonischen Könnens, etwa Ölbilder und Skulpturen, bereit halten.

"Ernst Fuchs war und bleibt national und international einer der bedeutendsten bildenden Künstler Österreichs", meinte ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter. Sein Tod reiße eine tiefe Lücke in das heimische Kunstschaffen. "Ernst Fuchs war ein Künstler und Mensch mit Tiefgang und Seele. Er war gebildet, belesen, kunstsinnig, vielseitig, kreativ, ungeheuer phantasievoll und zugleich zutiefst menschlich." Besonders hob Fekter "die stets vermittelnde Rolle von Ernst Fuchs zwischen den Religionen - vor allem zwischen Judentum und Christentum" hervor.

Tief betroffen über das Ableben von Fuchs zeigte sich FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache. "Österreich verliert mit Ernst Fuchs einen seiner herausragendsten Künstler, der Maßstäbe gesetzt und Generationen von Kunstschaffenden geprägt und inspiriert hat. Ernst Fuchs war ein großartiger Mensch, der auch mehrmals seine Werke bei Vernissagen im Freiheitlichen Parlamentsklub präsentiert hat, wo ich ihn auch persönlich kennenlernen durfte. Meine ganze Anteilnahme gilt seiner Familie", so Strache.

"Mit seinem mythischen, oft surrealistischen Lebenswerk war Ernst Fuchs eine der bekanntesten Künstlerpersönlichkeiten Wiens der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts", zollte Beate Meinl-Reisinger, designierte Klubobfrau von NEOS Wien, dem Verstorbenen ihren Respekt. "Mit seiner Arbeit und seinem internationalen Netzwerk hatte er starken Anteil daran, dass Wien sich nach dem Zweiten Weltkrieg auch wieder als Kunststadt einen Namen machen konnte." Team-Stronach-Kultursprecherin Ulla Weigerstorfer sprach den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. "Mit Ernst Fuchs ist einer der größten Maler und Bildhauer Österreichs von uns gegangen."

Die internationale Bedeutung des Werks von Fuchs und sein Stellung als Vertreter des Phantastischen Realismus strich Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco hervor. "Es war allein sein Verdienst, eine von großem interdisziplinären Wissen und interkulturellen Visionen durchdrungene österreichische Kunstrichtung in der internationalen Kunstgeschichtsschreibung fest zu verankern und er setzte unermüdlich, bis zu seinem Tode, wesentliche Zeichen für diese." Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) hob Fuchs' "symbolhafte Bildwelten, geprägt von religiösen und mythologischen Inhalten", hervor, die "durch ihre überbordende Phantasie nichts von ihrer Strahlkraft verloren" hätten.

Schockierend waren nicht nur die Fotos, die von Ernst Fuchs im Stern veröffentlicht wurden. Auch die Reportage über sein Leben im Keller seiner Otto Wagner-Villa in Hütteldorf und seinen Gesundheitszustand ließ nur wenig Gutes vermuten. Der KURIER stattete dem 85-Jährigen im Mai einen Besuch ab – und konnte Entwarnung geben. Bestens gelaunt saß der Malerfürst im topeleganten weißen Anzug mit seinem "Trademark-Hut" über dem extrem langen Zopf im Obergeschoß des Domizils, das als Museumsfläche dient.

Malerfürst Ernst Fuchs ist tot
Interview mit dem österreichischen Maler Ernst Fuchs in seiner Villa in Wien am 13.05.2015.

KURIER: Herr Fuchs, was ist da los, wie geht es Ihnen?

Ernst Fuchs: Mir geht’s ausgezeichnet! Immer umringt von schönen Frauen ... (lacht)

Sind Sie immer so elegant gekleidet anzutreffen?

Natürlich. Ich bin doch Sohn einer Modeschöpferin.

Haben Sie heute gearbeitet?

Ich hab nachgedacht über das Gestaltdenken und übers Phänomen der Kornkreise.

Malen Sie denn auch noch?

Ja! Davon leben wir ja.

Es wird im "Stern" kolportiert, Sie lebten einsam im Keller?

Ich wohne schon lange unter dem Museum im Souterrain. Mein früheres Schlafzimmer oben nütze ich nicht mehr. Ich reise viel, bin oft in Frankreich und Klagenfurt.

Wer kümmert sich um Sie?

Ich habe zwei Assistenten. Und die Familie kommt auch oft vorbei.

Gesundheitliche Probleme?

Das einzige Problem ist – ich schnarche (lacht) und dann sammelt sich in der Halsgrube Schleim. Das sind die kleinen Problemchen des Alltags.

Sie sind Vater von 16 Kindern?

So genau weiß ich’s nicht. Manche sind ja schon verstorben. (Elias, 2006 mit 62).

Sind Sie ein gläubiger Mensch?

Ich glaub’, dass es der liebe Gott sehr gut mit mir meint, und seltsamerweise, mich alten, miesen Juden besonders ins Herz geschlossen hat. Sonst hätte er mich nicht mit so vielen Gaben überschüttet.

Vor drei Jahren haben Sie sich mit der Künstlerin Uta Saabel (50) verlobt.Wird es denn noch eine Hochzeit geben?

Nun, ich muss mich bei ihr noch über einen Anfall von Jähzorn entschuldigen. Sie ist der einzige Mensch, der ein wirklich reines Herz hat. Sie ist ein Schatz, ich sag immer du bist mein Schätzchen, ohne Dich kann ich mir ein Leben nicht vorstellen.

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