Österreichische Robinsonade in Berlin

Es ist die berühmteste österreichische Robinsonade: Eine Frau ist plötzlich in den Bergen eingesperrt, durch eine Wand vom Rest der Welt getrennt. Außerhalb sind möglicherweise alle tot, innerhalb des Mikrokosmos ist der Hund Luchs ihr Freitag. Auch eine Kuh und eine Katze sowie einige Wildtiere haben überlebt. Aber was haben sie eigentlich überlebt? Was ist über Nacht passiert?
Der Roman von Marlen Haushofer aus dem Jahr 1963 ist einer der berühmtesten der österreichischen Nachkriegsgeschichte. Für einen Film ist diese Handlung denkbar ungeeignet, weil sie stets metaphorisch und klare Antworten schuldig bleibt. Regisseur
Julian Pölsler ist das Wagnis eingegangen – dank fabelhafter Dramaturgie, toller Bilder, gedreht am Gosausee, und einer brillanten, reduzierten, uneitlen Martina Gedeck mit großem Erfolg.
KURIER: Wie kommt man auf die Schnapsidee, so eine Geschichte, mit einer einzigen Person, zu verfilmen?
Julian Pölsler: Ich habe den Roman 1986 zum ersten Mal gelesen,
Julia Stemberger hat ihn mir damals gegeben. Ich dachte sofort: Was für ein Stoff für einen Film!
Sie wussten, dass dieser Film zu Lebzeiten das große Projekt der 1992 verstorbenen Karin Brandauer war?
Ja, natürlich. Sie hatte damals die Rechte, und ich habe mit ihr sogar einmal darüber geredet. Ich habe die Rechte für den Film 2003 bekommen –, aber meine Vorbereitungszeit betrug insgesamt fast 25 Jahre.

Warum also dieses Thema?
Ich bin selbst auf einem kleinen Bergbauernhof in der Steiermark aufgewachsen, jetzt war es wie eine Heimkehr. Für mich ist das auch kein vorrangig feministischer Stoff. Es ist eine humanistische Geschichte: Was macht den Menschen zum Menschen? Für mich ist es die Bereitschaft, sich immer wieder selbst infrage zu stellen und sich zu verändern, dabei aber nicht über Grenzen zu gehen. Genau darum geht es in der "Wand".
Bei diesem Film gibt es acht Kameraleute. Warum?
Wir haben 14 Monate gedreht, da hat nicht jeder immer Zeit. So war ich der Supervisor-Kameramann. Das Schwierigste war überhaupt die Logistik, da hat Bruno Wagner von der Firma coop99 Großes geleistet. Das Projekt war schon mehrfach abgesagt, und manche wollten es offenbar verhindern. Aber jetzt bin ich glücklich, dass "Die Wand" auf der
Berlinale läuft, und kann mich an die Namen der Verhinderer nicht mehr erinnern ...
Die zweite Hauptrolle spielt der Bayerische Gebirgsschweißhund Luchs. Stimmt es, dass es Ihr eigener ist?
Ja, ich habe ihn mit neun Wochen bekommen. Trainierte Hunde können zwar viel –, aber immer nur sehr kurz. Uns war die Zeit so wichtig. Er musste zu
Martina Gedeck und mir Vertrauen haben. Aber er ist auch stur – wie viele Schauspieler. Mir sind solche ja lieber.
Kritik: Österreichischer Film "Spanien"
Niederösterreich ist nicht Madrid
Sava (gespielt von Grégoire Colin) hat einem Schlepper 6000 Euro dafür gezahlt, dass er ihn von Moldawien nach Spanien bringt. Die Reise wird durch einen Autounfall gestoppt, es gibt Tote – und Sava landet ihn Niederösterreich statt in Madrid, was der junge Restaurator nicht so super findet, weil in Spanien Religion eine größere Rolle spielt und man mehr verdienen kann.
Aus dieser Geschichte entwickelt die Wiener Regisseurin Anja Salomonowitz (das Drehbuch stammt von ihr und dem renommierten Autor Dimitré Dinev) ihren ersten Spielfilm, der in
Berlin Weltpremiere hatte und die Diagonale eröffnen wird. Eigentlich sind es viele Geschichten: Von einem irren Fremdenpolizisten (Cornelius Obonya), von zerstörter Liebe (Tatjana Alexander als seine Exfrau), von aufkeimender (zwischen ihr Sava), von Spielsucht (Lukas Miko als daran Erkrankter).
Die Bilder (Kamera: Sebastian Pfaffenbichler) sind eindrucksvoll, das Regiedebüt ist allzu ambitioniert. Die einzelnen Stränge wirken konstruiert, artifiziell, die Personen in ihren Handlungen nicht immer glaubhaft. Vielleicht hätte die Geschichte als Roman funktioniert. Im Kino ist sie enttäuschend und Vieles altbekannt.
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