"Nussknacker": Allerlei Geknacktes an der Staatsoper

Eine Gruppe von Balletttänzern in historischen Kostümen führt eine Szene auf einer Bühne auf.
Tanz-Kritik. Ein kurzes Resümee einer langen Nussknacker-Serie mit drei Debüts.

Wäre es nicht Tschaikowskis Partitur, in der Staatsoper in Serie von Paul Connelly rücksichtsvoll dirigiert, wäre dem „ Nussknacker“ kein langes Leben beschieden. Auch Rudolf Nurejew, dessen Pariser Inszenierung (1985) Ballettchef Legris ins Wiener Repertoire gehievt hat, orientierte sich an der Musik und weniger an einer logischen Handlung.

Aus heutiger Sicht hat seine Interpretation, in der sich das Mädchen Clara über die Animationskunst des alternden Onkels Drosselmeyer nach einem vom selben Darsteller getanzten Prinzen sehnt, einen unguten Beigeschmack. Abseits moralischer Aspekte, verlangt NurejewsNussknacker“ vom Ensemble und Ballettschul-Kindern Behendigkeit in einer Vielfalt von tradierten Tanz- und Spielformen. Als Clara wuselte Maria Yakovleva durchs Geschehen, nonchalant, manchmal mehr Kitri, am Partner, dem sympathischen, aber bis zum Ende „leise“ bleibenden Debütanten Roman Lazik kaum interessiert. Zwei weitere Debüts konnten nicht unterschiedlicher sein.

Die tapfere Nina Tonoli stand ihre erste Clara wacker durch, unterstützt von einem beachtlich freudvoll und es mit Nurejews heikler Phrasierung gut aufnehmenden Vladimir Shishov.

Bei der Sonntags-Matinée lieferte Natascha Mair, eben noch Aushängeschild der Ballettschule, mit ihrem mitreißenden Partner Denys Cherevychko ein erstes starkes Statement ab. Die in dieser Serie wohl am besten vorbereitete Tänzerin punktet nicht nur mit ihrer (ausbaubaren) Interpretation, ihrem Verständnis von technischer Bravour, sondern auch mit der wissenden Haltung einer Nachwuchs-Ballerina. Darauf lässt sich gut aufbauen und das mitunter noch deutliche Schülerinnen-Gehabe samt mancher Eigenheiten wird sich verlieren.

KURIER-Wertung:

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