New York: Kein "Blackfacing" mehr beim Otello

Die Opernwelt rückt ein bisschen näher ans Heute heran – aber nicht ohne Widerstände. Die New Yorker Metropolitan Opera bricht mit einer mehr als 100-jährigen Tradition: Bei der Verdi-Eröffnungspremiere am 21. September wird der Otello nicht mehr schwarz angemalt.
"Blackfacing" wird, nicht zuletzt in den USA, als rassistische Darstellung von Schwarzen gesehen und gilt als politisch unkorrekt. Auch ästhetisch gilt diese Darstellung als überholt: Für viele Theater wäre es seit langem undenkbar, Darsteller anzumalen.
Auch das Opernpublikum ist eigentlich daran gewöhnt, an Äußerlichkeiten vorbeizusehen: Frauen singen, in den sogenannten "Hosenrollen", oftmals Männerrollen.
In der Opernwelt aber hält man an der Otello-Tradition, die manchen heutigen Empfindsamkeiten widerspricht, fest. Auch in der aktuellen, derzeit nicht am Spielplan stehenden Otello-Produktion der Wiener Staatsoper trägt der Hauptdarsteller – zuletzt u.a. Johan Botha – schwarze Farbe im Gesicht.
Es ist eine operntraditionelle Darstellung, die normalerweise auf wenig Widerspruch stößt.
Musste sich ändern
"Diese Tradition musste sich ändern", sagt nun aber der Direktor der Metropolitan Opera, Peter Gelb, zur Entscheidung, Aleksandrs Antonenko ohne Makeup auftreten zu lassen.
Ursprünglich sollte der Tenor eine Art bronzefarbenes Make-up tragen. Doch man entschied sich letztlich dazu, ihn ungeschminkt auf die Bühne zu stellen.
Dass nicht alle Opernfreunde damit einverstanden sind, war erwartbar. Gerade in dieser Kunstsparte tobt ein anhaltend scharfer Kampf zwischen zeitlosen und zeitgemäßen Zugängen: Viele sehen jede Zeitgemäßheit in Opernproduktionen als Zumutung.
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