
© Mona Steinmetzer
Neues Buntspecht-Album: Sprachlich verspielt, melodisch verliebt
Die sechsköpfige Wiener Formation legt mit „Draußen im Kopf“ ein gefälliges Album vor.
Sie machen einfach „Buntspecht-Musik“, sind sich Lukas Klein und Florentin Scheicher einig. Wie die anderen dazu sagen, ist den beiden Wahl-Wienern dann auch ziemlich egal. Während es einige als Balkan-Folk bezeichnen, sagen andere Bossa nova dazu. Manche wiederum können sich auf Gypsy-Pop einigen, schieben es in die Wienerlied-Ecke oder umschreiben es mit Weltmusik. Egal, wo man die Songs von Buntspecht auch hintut, sie lassen sich nicht einordnen. Daran wird auch das neue, soeben veröffentlichte Album „Draußen im Kopf“ nichts ändern. Die Band geht darauf jenen Weg weiter, den sie mit dem im Vorjahr erschienenen Debütalbum „Großteils Kleinigkeiten“ eingeschlagen haben. Dass sie mit ihrer Musik gleich auf Anhieb Erfolge feiern, gute Kritiken einfahren konnten, habe sie überrascht und gleichzeitig gefreut, sagt Sänger und Gitarrist Lukas Klein im KURIER-Interview.
Zeit
Wurde das Debütalbum noch minimalistisch und in drei Tagen in einer Gartenhütte eingespielt, gingen die sechs Buntspechte für das Zweitwerk in ein professionelles Tonstudio, wo sie von Produzent Martin Siewert an der Hand genommen wurden.
„Der größte Unterschied zum ersten Album war die Zeit und die schier unbegrenzten Möglichkeiten, die man in so einem Studio hat. Es hat viel mehr Spielraum gegeben, mit den Instrumenten, dem Sound zu arbeiten. Beim ersten Album war die Frage weniger, wie wir klingen, sondern es ging eher darum, das Gefühl zu vermitteln, im Sommer in einem Gartenhaus zu sein“, erklärt Florentin Scheicher.
Und weil die Band diesmal mehr Zeit zur Verfügung hatte, wurden neue Sachen ausprobiert. „Es war für uns extrem beeindruckend, was man da alles einstellen und im Nachhinein bearbeiten kann. Ich habe zum ersten Mal mit Effektgeräten gearbeitet. Trotzdem war es uns wichtig, sich dabei nicht zu verlieren, die Leichtigkeit beizubehalten und am Ende noch nach Buntspecht zu klingen“, sagt Lukas Klein.
Der Entstehungsprozess des neuen Albums sei fließend und dynamisch verlaufen. Einer komme mit einer Idee, danach wird gejammt, werden fehlende musikalische und textliche Teile nach und nach ergänzt. DEN Songschreiber gibt es bei der Band also nicht. Vielmehr wird gemeinsam an den Liedern gebastelt und dabei gerne improvisiert.
Ins Studio ging die Band aber mit einem klaren Plan und mit bereits live erprobten Stücken: „Eigentlich haben wir die Songs, die sich auf dem zweiten Album befinden, alle schon einmal live gespielt. Bei uns verändern sich Lieder mit der Zeit, können von Konzert zu Konzert anders klingen. Wir sind sehr verspielt und probieren immer etwas Neues aus“, sagt Florentin Scheicher.
Handbemalt

„Du bist verrückt genug, um dich in dieser Welt zu verlieben“, singt Lukas Klein mit seiner kratzigen, einzigartigen Stimme in „Unter den Masken“ und umreißt damit die Stimmungslage auf dem Album. Einmalig ist auch das Cover-Artwork von „Draußen im Kopf“: Jedes einzelne der 500 Vinyl-Exemplare wurde von Florentin Scheicher, der neben Melodica und Trompete auch für die Videos, den optischen Auftritt der Band zuständig ist, handbemalt. Die zwölf neuen Lieder geben sich bei aller sprachlichen Verspieltheit und melodischen Verliebtheit aber niemals kitschig und zu pathetisch. Manche Stücke sind vertonte Gedichte, wie zum Beispiel das melancholische „Rotweinmund“. Dann gibt es aber auch Songs wie „Nabelschnur“, eine mitreißend virtuose Freejazz-Nummer.
Live: 20. 6. – Kitzbühel; 28. 6. – Götzis; 6. 7. – Klaus (Rock im Dorf); 20. 7. – St. Georgen/Gusen (Tribüne Sommerfest); 2. 8. Wieselburg (Hiesige & Dosige); 27. 11. Wien (Arena).