Noch da sind:
- Mutter, Vater, Schwester,
- Nichte
- der Lebenslauf, den du gestalten kannst, wie du willst ...
- Diese Liste hat Darius Kopp angefertigt, als es ihm schon etwas besser ging.
Egal, ob man ihn aus den Romanen „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ und „Das Ungeuer“ kennt:
Zuerst hat er den Halt verloren, als er seinen Job verlor. Vertreter für drahtlose Netzwerke war er. Mitte 40 war er damals.
Dann hat sich seine Frau umgebracht, und er taumelte nur noch – da hat er ihre Tagebücher gelesen und erfahren: Sie war ganz anders, sie führte ein zweites Leben.
Nun war Darius Kopp endgültig überfordert vom Leben. Er brach alle Kontakte in Berlin ab und fuhr mit der Asche durch halb Europa, ehe er sie in einen Krater am Ätna wehen ließ.
Er blieb in Sizilien, drei Jahre sind vergangen, er arbeitete z.B. als Teigaufbereiter in einer Pizzeria (nicht Pizzabäcker, nur -aufbereiter, es ist doch alles egal) ... und hier setzt der dritte und letzte Darius Kopp-Roman „Auf dem Seil“ ein. Der Buchumschlag zeigt eine Landebahn. Es gibt Hoffnung.
Zufällig wird er von seiner urlaubenden Schwester entdeckt, er mag sie nicht, und dass man ihn findet, mag er nicht. Ein Jahr später reist seine Nichte an, die 17-jährige Tochter der Schwester.
Sie hat ein Problem (schwanger) – und er sowieso (was er denkt, steht immer in Klammern, und oft sagt er etwas ganz anderes. Z.B. denkt er anfangs über die Nichte: Wann entfernt sie sich endlich?) Aber er sagt: Fein, dass sie bleibt. Und es ist wirklich fein. Für beide.
Jetzt muss man schleunigst notieren: Es passiert ja nichts Besonderes. Wenn jedoch Terezia Mora, die Büchner-Preisträgerin von 2018, erzählt, so bekommt man das Gefühl, alles über die Welt und die Menschen zu erfahren.
Dann sieht man hinter Darius Kopp Legionen stehen und klagen: Ich bin nicht dort, wo ich sein sollte!
Vielleicht geht es DORT nicht mehr. Ein paar Meter weiter ist’s auch ganz schön.
Terezia Mora:
„Auf dem Seil“
Luchterhand
Verlag.
368 Seiten.
24,70 Euro.
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern
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