Neue Perspektiven fürs Wiener Koproduktionshaus Brut

PRÄSENTATION "NEUE KÜNSTLERISCHE GESCHÄFTSFÜHRUNG VON BRUT WIEN AB 2026/2027": KIRENCZUK
Tomasz Kireńczuk folgt 2026 auf Kira Kirsch. Der Pole ist entsetzt über das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in seiner Heimat.

Der gebürtige Pole Tomasz Kireńczuk, 1983 geboren, wird ab Juli 2026 für vier Jahre das Brut leiten. Dies gab Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler am Montag in einer Pressekonferenz bekannt.

Er folgt nahtlos auf Kira Kirsch, Brut-Chefin seit 2015. In ihrem letzten Jahr leitet sie parallel zum Koproduktionshaus, das eine Art Homebase der freien Szene sein soll, das deutsch-französische Kulturfestival „Perspectives“ in ihrer Heimatstadt Saarbrücken.

Der Plan, dass Kira Kirsch den neuen Brut-Standort in St. Marx einweiht, hat sich längst zerschlagen: Die weitreichenden Umbauarbeiten an einem ehemaligen Bankgebäude haben noch nicht einmal begonnen. Man geht jetzt von einer Eröffnung im Herbst 2027 aus. Kireńczuk muss daher zu Beginn seiner Arbeit in Wien auf Wanderschaft gehen. Denn das derzeitige Zwischenquartier in der Nordwestbahnstraße steht nur bis zum Sommer 2026 zur Verfügung.

Kireńczuk war laut verteilter Biografie Mitgründer des Teatr Nowy in Krakau und von 2011 bis 2019 Kurator des Festivals „Dialog – Wrocław“. Seit 2021 leitet er das sommerliche Festival in Santarcangelo, einer Kleinstadt nahe Rimini.

Für die Leitung von Brut gab es 30 Bewerbungen von 39 Personen, mehrheitlich aus Österreich. Acht von ihnen wurden eingeladen, ein Konzept auszuarbeiten, vier kamen ins Hearing. Kolja Burgschuld, Sprecher der Jury, lobte Kireńczuks „überzeugende Expertise in der Leitung eines Hauses, seine Erfahrung als Leiter eines Festivalbetriebs und seinen Fokus auf die Künstlerinnen und Künstler der freien Szene“.

Im Interview mit der APA sagte Kireńczuk: „Das Brut ist aus meiner Sicht eines der interessantesten Produktionshäuser in Europa, vor allem wegen seiner Multidisziplinarität und Interdisziplinarität. Zudem gibt es viele Verbindungen zu dem, was wir hier beim Santarcangelo Festival in den vergangenen Jahren gemacht haben. Das schließt auch das Interesse an queeren Praktiken, Ästhetik und einer bestimmten Art von politischem und sozialem Engagement in den künstlerischen Prozessen ein.“

„Es wird schlimm“

Er kommentierte auch die polnische Präsidentschaftswahl, die Karol Nawrocki für sich entschied: „Das Ergebnis ist nicht nur für Polen, sondern für ganz Europa fürchterlich. Denn im Grunde bedeutet das, dass alle progressiven Prozesse, die 2023 begonnen haben, nun ein Ende finden. Es stehen nun große Änderungen in Bezug auf die Freiheit und die Unabhängigkeit, die Rechte der Frauen, die Situation für die LGBTIQ-Gemeinschaft bevor. Es wird schlimm werden, es wird wirklich sehr schnell schlimm werden.“

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