Nach Watschen-Affäre um Dirigenten: Ovationen für "Les Troyens" in Salzburg

Groß war die Aufregung nicht nur in der Opernwelt, als man erfuhr, dass John Eliot Gardiner nach einer Opernaufführung in Frankreich einen Sänger geohrfeigt hat, weil er falsch vom Podium abgegangen sein soll.
Zweifellos eines „Sir“ nicht würdig, hat er mittlerweile die Konsequenzen gezogen und nach einer öffentlichen Entschuldigung das Dirigat für alle weiteren Termine der Tourneeproduktion von Hector Berlioz „Les Troyens“ zurückgelegt. So kommt jetzt bei den Salzburger Festspielen sein 35-jähriger Assistent zum Zug.
➤ Mehr lesen: Stardirigent Gardiner sagt nach "Watschen-Affäre" Auftritte ab
Dramatische Akzente
Und Dinis Sousa macht seine Sache von Anfang an sehr gut. Mit Präzision und Vitalität leitet er souverän das Originalklangensemble Orchestre Révolutionaire et Romantique. Nur selten etwas zu laut, vermag der portugiesische Dirigent starke dramatische Akzente zu setzen aber auch den Schönheiten der Partitur nachspüren.

Auch eine konzertante Aufführung dieses Schlüsselwerks der französischen Oper des 19. Jahrhunderts stellt immer eine gewaltige Herausforderung dar. Denn die fünfaktige Grand opéra, die von der den Untergang Trojas erlebenden Kassandra, aber auch von der unglücklichen Liebe Didos zu Aeneas in Karthago handelt, bietet mehr als vier Stunden reine Musik und bedarf einer riesigen Sängerbesetzung.
Und diese ist überwiegend exquisit: Paula Murrihy singt die Dido mit reichen Schattierungen ihres schönen Mezzos und kostbarer Lyrik, besonders im Liebesduett mit wunderbarer Phrasierung und im Finale mit expressiver Emotionalität.

Michael Spyres ist ein robuster Aeneas, stößt jedoch manchmal, was Kraft und Höhe betrifft, an seine Grenzen. Alice Coote ist eine sehr präsente und stimmkräftige Kassandra. Von die vielen weiteren Rollen seien noch der erst 25-jährige Laurence Kilsby mit wunderschönem, lyrischem Tenor (Iopas/Hylas) erwähnt, wie auch Beth Taylor (Anna) und Adèle Charvet (Ascanius) und das „Watschenopfer“ William Thomas mit mächtigem Bass (Narbal/Priamus).
Der Monteverdi Choir, ein Hauptträger des Geschehens, ist imposant und homogen zu vernehmen. Und das Geschehenq wird auch durchaus nachvollziehbar auf der Bühne gestaltet. Stehende Ovationen!
Kommentare