My Ugly Clementine: Geburtstagsständchen und "das erste Mal"

Eine Band spielt live auf der Bühne, wobei die Gitarristin ihr Haar schleudert.
Beim Konzert in der Wiener Arena präsentierte sich das Trio kompakt im Zusammenspiel und in bester Feierlaune

„Es war eigenartig, ich habe schon Angst gehabt. Aber es war auch schön.“

Sophie Lindinger, Bassistin der Rockband My Ugly Clementine, steht auf der Bühne der Wiener Arena und bedankt sich vor ausverkauftem Haus für ihre Crowdsurfing-Premiere. Dafür, dass sie so verlässlich von den Fans gehalten wurde, als sie sich – das erste Mal in ihrem Leben – traute, in die Menge der Fans zu springen und sich vom Meer der hochgestreckten Arme von der Bühne nach hinten und wieder nach vorn reichen zu lassen: „Danke, ihr habt mir gerade mein erstes Mal beschert“, sagt sie.

Eine Frau spielt auf der Bühne einen gelben Fender Mustang Bass.

Sophie Lindinger

Quittiert wird das mit einem „Happy Birthday“-Ständchen der Fans, denn Geburtstag hat sie heute auch noch.

Solche Szenen sind typisch für die Auftritte von Lindinger und den Gitarristinnen Mira Lu Kovacs und Nastasja Ronck, die alle auch Solo-Karrieren haben, und zusammen an den Sound der Pixies erinnern: Sie wollen keinen Act darstellen, sondern sich präsentieren, wie sie sind, alles mit dem Publikum teilen, was sie gerade fühlen.

Beim Wien-Auftritt 2022 offenbarte sich da viel Unsicherheit. Aber damals hatte die Band, die 2020 ihr umjubeltes Debüt-Album „Vitamin C“ veröffentlicht hatte, aufgrund von Corona kaum Bühnenerfahrung. Jetzt haben sie Hunderte Auftritte in ganz Europa gespielt.

Eine Frau mit orangefarbenen Haaren spielt eine hellblaue Fender-Gitarre und singt.

Mira Lu Kovacs

Die haben das Trio, das von einem Schlagzeuger begleitet wird, zusammengeschweißt. Sie haben den Live-Sound exakter im Zusammenspiel gemacht, die Bühnenpräsenz selbstverständlicher und somit genussvoller für die Musikerinnen. Und das überträgt sich in der Arena sofort auf das Publikum.

Nach einem A-cappella-Intro mit dreistimmigem Gesang und einer herzlichen „Servas“-Begrüßung geht es mit druckvollen Songs wie „Circles“ oder „Let Me Go“ aus dem neuen Album „The Good Life“ weiter. Dazwischen eingestreut sind die Highlights von „Vitamin C“, „Never Be Yours“ und „Cool For You“.

Eine Frau mit kariertem Hemd spielt auf einer orangefarbenen E-Gitarre.

Nastasja Ronck

Die dahinstampfenden Gitarren werden in den Refrains mit hymnischen Melodien und Chören komplettiert. Dazu hüpfen die Musikerinnen – fest in der Energie des Songs verankert – wie Derwische, schütteln die Köpfe und wälzen sich bei rasenden Soli am Boden.

„Feet Up“ verwandelt die Arena in einen Hexenkessel. Genau wie das Cover von „What’s Up“, das sie ins Programm genommen haben, weil sie nicht fassen konnten, dass die Missbrauchsvorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann keine Konsequenzen hatten.

Nach dem dynamischen „The Good The Bad The Ugly“ beschließen My Ugly Clementine mit dem kanonartigen Gesang von „How Would I Know What I Know“ diesen rundum unterhaltsamen Abend.

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