Muslim mit anderem Blick auf Passionsspiele

Der neue Co-Leiter der Oberammergauer Passionsspiele, Abdullah Kenan Karaca, soll einen neuen Blick auf das jahrhundertealte Spektakel werfen. "Es muss jetzt eine neue Generation reinkommen", sagte Spielleiter Christian Stückl am Dienstag im Oberammergauer Passionstheater bei der Vorstellung seines Leitungsteams. "Natürlich wird er mit einem anderen Blick drauf schauen."
Der 26 Jahre alte Regisseur Karaca ist Muslim und stand als Kind bei den Passionsspielen im Jahr 2000 selbst in Oberammergau auf der Bühne. Sein Ziel als zweiter Spielleiter ist es, "annähernd das Gefühl zu vermitteln, das ich als Kind hatte".
Theater oder Gottesdienst

Selbst ernannte Traditionalisten fürchten seit Jahrzehnten um den christlichen Kern. "Seit 1977 gibt es hier bei uns die Diskussion: Ist das Theater oder Gottesdienst", sagte Stückl, der das nicht verstehen kann. Solche Fragen stelle man bei der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach ja auch nicht. "Aber da gibt es im Gemeinderat immer ein paar, die meinen, es muss so bleiben wie es ist." Die Passion sei eine christliche Geschichte und solle das auch bleiben. "Und wir erzählen sie mit den Mitteln des Theaters."

Stückl geht jetzt in seine vierten Passionsspiele als Leiter. "Wir haben die Chance, die Geschichte immer wieder neu erzählen", sagte Stückl. Wir genau sie dieses Mal aussehen soll, das wissen Stückl und Karaca noch nicht. "Das entsteht durch die Diskussion", sagte Karaca.
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