Tanzbegeisterung in Linz

Zwei Tänzer in einer theatralischen Pose vor einem roten Hintergrund.
Im neuen Opernhaus tanzten die österreichischen Ballett-Ensembles auf.

Was für ein tanzbegeistertes Publikum im neuen Linzer Opernhaus! Dieses verdiente den Sonder-Applaus, den der Grazer Ballettchef Darrel Toulon als Moderator der ersten Österreichischen Tanzgala einforderte.

Der zweistündige Abend mit Begleitung vom Tonträger und etlichen technischen Hoppalas stand im Zeichen der heimischen Ensembles, die an Mehrspartenhäusern engagiert sind – und kein leichtes künstlerisches Leben haben. An keinem der Theater, ob Graz, Innsbruck, Salzburg oder Linz, hat der Tanz im Spielplan das Gewicht, das ihm angesichts seiner unbändigen Kreativität zustünde.

Im Gegenteil: Die Tanz-Chefs sind aufgefordert, aus dem, was der jeweilige Intendant zulässt – und der ist meist kein Tanzfachmann – das Beste herauszuholen.

Da ist selbst das vergleichsweise luxuriös ausgerüstete und in Linz von Dagmar Kronberger und Eno Peci mit Hans van Manens Duett aus „Black Cake“ (Strawinsky) glänzend vertretene Wiener Staatsballett keine Ausnahme. Toulon macht das gewieft vor, indem er nicht nur einen Extrakt aus seiner jüngsten „Daphnis“-Choreografie (Ravel) zeigt, sondern auch den interessanten „Fauno“ (Debussy) vom portugiesischen Altmeister Vasco Wellenkamp. In beiden Auftritten überzeugt Bostjan Ivanjsic.

Trumpf

Wer sich Gastchoreografen leisten kann, hat einen Trumpf in der Hand, für die Herausforderung ans eigene Ensemble und für das Publikum. Das kann auch der Innsbrucker Chef Enrique Gasa Valga, der zu Hause etwa den viel gefragten Marco Goecke zu seinen Gästen zählt, in Linz aber Ausschnitte aus den eigenen, von expressiver Ästhetik geprägten Choreografien „Carmen“ (Schtschedrin) und „Faust“ (Bregovic, Joe Cocker) zeigt.

Mit seinem kompletten Team aus Salzburg war der „Dienstälteste“ Peter Breuer angereist, sein auf Rücken-Ansichten ausgerichteter „Bolero“ (Ravel) fand großen Anklang.

Bleiben die Linzer Tänzer, die auf die neue Leiterin Mei Hong Lin warten und sympathische Ausschnitte aus den Proben für die „Romeo und Julia“-Premiere am 25. Mai zeigten: Ein Werk, das dem verstorbenen Ballettchef Jochen Ulrich wichtig war und in seiner Fassung aus dem Jahr 1991 einstudiert wird.

KURIER-Wertung: **** von *****

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