Einstiegsdroge Blues
Wer im Bezirk Gänserndorf aufgewachsen ist, kann den Blues haben. Aber wie kam der dreifache Preisträger des Amadeus Austrian Music Awards musikalisch zum Blues? Die erste Berührung war die Eric-Clapton-CD „From The Cradle“ (1994) „meiner Schwester“, so Schneider.
„Die habe ich oft gehört neben Funk und Rock der Red Hot Chili Peppers. Dann lernte ich in der Ausbildung zum Kindergärtner in Mistelbach durch einen Super-Gitarrenlehrer Django Reinhardt und Stevie Ray Vaughan kennen. Und später Al Cook, auf dessen Visitkarte stand: ,Pioneer and legend’.“
Schon als Teenager begleitet er live auf Tour Blues-Stars wie Big Jay McNeely, Louisiana Red. Unvergessen schließlich sein erster Solo-Auftritt im Wiener Konzerthaus als Vorprogramm von B. B. King am 13. Juli 2011 und eine „Pilgerreise“ nach Memphis in die „Church of the Full Gospel Tabernacle“ von Al Green. Der vielleicht größte Soulsänger der 1970er-Jahre, für dessen Stil die Engländer den Ausdruck „baby making music“ erfunden haben, macht ihm Gänsehaut.
Auch „Ollas Paletti“ ist ein Mix aus Blues, Soul, Gospel-Vibes und Wiener Flair. Schneider: „Ich habe dafür eine Allstarband. Tini Kainrath ist dabei ein Edeljoker, die live auch ein paar Songs solo singen wird.“
Blues und Wienerisches – ist die Verwandtschaft nur ein Mythos? „Nein“, findet Schneider. „Die gibt es wirklich. Es ist erstaunlich, wie nahe sich etwa Lonnie Johnson und Anton Karas sind, der Zitherspieler und Komponist der Musik zum berühmten Film-Klassiker ,Der dritte Mann’: Johnson spielte den Country Blues der 30er-Jahre oft genauso siaßlat.“
Pur und handgemacht
Aufgenommen wurde „Ollas Paletti“ in zwei Tagen live und analog mit einer 8-Spur-Bandmaschine und acht Mikrofonen, ganz ohne Schall-Kosmetik wie Hall zum Aufpeppen. Auf alle Tricks und Gimmicks der digitalen Technik wurde verzichtet.
„Das Ding atmet, pumpt, ist direkt und kommt mit ganz viel Mojo daher“, sagt Schneider. „Das hat so viel an Charme aus den 60er-Jahren und davor. Auf die Unreinheiten kommt es gar nicht an. So haben wir seinerzeit Musik aufgenommen. Das ist auch die Meisterklasse: eine Band in einem Raum, du drückst auf den Aufnahmeknopf – und das ist es.“
Zukunftspläne
2024 wird er so viel live spielen wie schon lange nicht. Auch in Deutschland. „Ich möchte mich ein bisschen breiter aufstellen, auch wieder mehr Blues und Swing spielen – nach zehn Jahren Dialektmusik.“
So etwas wie „Mondsüchtig“, während der Pandemie als sein erstes Instrumentalalbum entstanden, könnte er „alle paar Jahre einmal machen“. Fantasie für die Zukunft steckt auch in einer Begegnung mit Siggi Fassl & The Time Travellers: „Der Mix aus Western Swing, Jazz, Honky Tonk, Country-Blues und einer Prise Rock & Roll hat mir großen Spaß gemacht. Und es gibt ja nur wenige, die eine Pedal-Steel- Guitar spielen können.“
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