Wiener Staatsoper: Ein musikalisches Meisterwerk, tolle Stimmen und ein rotierendes Holzgerüst

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Die Wiederaufnahme von Poulencs „Dialogues des Carmélites“

Die beste Nachricht zuerst. Francis Poulencs Meisterwerk „Dialogues des Carmélites“ wird wieder an der Staatsoper gespielt.

 Die wahre Geschichte der Nonnen, der Märtyrerinnen von Compiègne, die während der Französischen Revolution im Juli 1794 hingerichtet wurden, inspirierte die deutsche Schriftstellerin Gertrud von Le Fort zum Roman „Die letzte am Schafott“. Ihr französischer Kollege Georges Bernanos schuf daraufhin das Drehbuch „Dialogues des Carmélites“. Francis Poulenc vertonte es zur gleichnamigen Oper. In deren Zentrum steht die junge Adelige Blanche de la Force, die glaubt, ihren Frieden im Kloster zu finden. 

Das Faszinierende an diesem Werk ist, wie Sprache und Musik einander bedingen. Das ist in der aktuellen Spielserie zu erleben. 

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Die Besetzung ist erstklassig und holt darstellerisch alles heraus, was Magdalena Fuchsberger in ihrer Inszenierung verwirrt. Sie verlegt das Geschehen auf ein immer wieder rotierendes Holzgerüst (Bühne: Monika Biegler). Stumme Dämonen, die an kultivierte Perchten erinnern, tauchen auf, setzen sich fest und verschwinden wieder. Aber das Szenische lässt sich leicht vergessen, wenn man die Besetzung hört. 

Olga Kulchynska zeigt Blanche als traumatisierte junge Frau. Ihr Sopran klingt klar wie ein frischer Gebirgsbach, jede Regung ihrer Figur ist in ihrer Stimme zu hören. Betörend intoniert sie die lyrischen Passagen. Bogdan Volkov lässt in der Gestalt ihres Bruders mit seiner hellen, leichten Tenorstimme feinnervig jede Nuance hören. 

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Michael Kraus verkörpert nobel deren Vater mit seinem markanten Bariton. Maria Nazarova ist eine intensive, sympathische Constance, der man ihre Naivität und ihre Lebenslust sofort abnimmt. 

Maria Motolygin ist mit ihrem strahlkräftigen Sopran mehr als eine souveräne Priorin Lidoine. Julie Boulianne profitiert als Marie von ihrem ausdrucksvollen Mezzo-Sopran. Sylvie Brunet-Grupposo beeindruckt als Madame de Croissy. Peter Schneider ergänzt exzellent als Beichtvater. Alle singen wortdeutliches Französisch. Die Stimmen der restlichen Karmeliterinnen sind harmonisch abgestimmt. Robin Ticciati agiert am Dirigentenpult mit Zurückhaltung. Herausragend die philharmonischen Holzbläser. Viele Bravos für alle Beteiligten.

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