Spielzeit-Eröffnung in der Kammeroper: Wenn Rossini Don Giovanni zähmt

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Fulminante Eröffnung der Spielzeit in der Kammeroper in Wien mit „L’Occasione fa il ladro“.

Wie Gioachino Rossinis Oper „L’Occasione fa il ladro“ („Die Gelegenheit macht den Dieb“) in Vergessenheit geraten konnte, ist ein Rätsel. Es mag vielleicht an der Kürze liegen, in knapp eineinhalb Stunden ist das Feuerwerk an Verwechslungen, virtuosen Arien, Pointen und allem, was eine echte Opern-Komödie ausmacht, vorbei.

Stefan Herheim eröffnete damit die Spielzeit seines Musiktheaters in der Kammeroper, der kleinen Filiale des Theaters an der Wien. Dieser Start in die Saison ist eine Freude. Junge vielversprechende Stimmen, eine Inszenierung, die jeden Takt furios umsetzt und die vertrackte Geschichte über zwei Paare, die am Ende zueinanderfinden, klar erzählt.

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Mit drei Drehtüren (Bühne: Agnes Hasun) wird hier echtes Vaudeville-Musiktheater gespielt. Regisseur Marco Darbyshire hat das 1812 in Venedig uraufgeführte Werk, das aufgrund der Handlung in groben Zügen wie eine komprimierte Parodie auf Mozarts Da-Ponte-Opern „Don Giovanni“ und „Hochzeit des Figaro“ wirkt, an diese deutlich angelehnt.

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Passionierter Verführer

In einem Gewitter treffen Reisende aufeinander. Der eine, ist ein passionierter Verführer, der andere ein Graf, der eine junge Frau in Neapel heiraten soll, die er aber nicht kennt. Die Koffer werden verwechselt, der Verführer findet im Gepäck ein Frauenporträt, verliebt sich, und beschließt, sich als deren Bräutigam auszugeben. Dort trifft er aber den wirklichen Grafen und seine ehemalige Geliebte aus Burgos, die er gerade verlassen hat.

Das erinnert an Don Giovanni und Donna Elvira. Ähnlich wie bei Mozart sind auch bei Rossini die Frauen die klügsten und überführen die Männer. Dass sich die füreinander bestimmten Paare am Ende finden, gehört zur Komödie.

Jede und jeder im Ensemble reißt vokal und darstellerisch mit. Alberto Robert verkörpert den Bräutigam Conte Alberto als sympathischen, naiven Gentleman. Er bringt alles mit, was ein echter Rossini-Tenor braucht, helles Timbre, Flexibilität und Spielfreude. Seine Stimme klingt auch in den hohen Lagen sehr schön.

Roberto Lorenzi zeigt als Don Parmenione den Verführer, der sich zähmen lässt, mit Hingabe und zügelt deutlich seinen kraftvollen Bassbariton. Inna Demenkova trumpft mit ihrem expressiven Sopran als Berenice zurecht auf. Sopranistin Petra Radulovic setzt sich als Ernestina vokal und darstellerisch exzellent in Szene.

Ilya Dovnar ist ein nobler Onkel, Lazar Parežanin ergänzt sehr gut als Diener.

Pedro Beriso lässt zu Beginn mit dem Wiener Kammerorchester das Gewitter musikalisch eher zahm ausfallen, geht aber bald in rasanten Drive über. Zurecht Jubel für alle.

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