Pianist Lukas Sternath in Wien: Brahms‘ strenge Formen und Liszts Revolution

Im Interview mit dem KURIER kommentierte der Pianist Lukas Sternath das Programm seines Solo-Abends im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses so: „Es geht es um die Frage, woher kommen wir, also den Blick zurück, aber mit der Tonsprache von heute und was machen wir damit“. Was der 24-jährige Pianist damit machte, ließ vor allem erleben, warum er als „Great Talent“ für den Gemeinschaftszyklus „Rising Stars“ europäischer Konzertveranstalter, darunter Konzerthaus und Musikverein, nominiert worden war.
Aufwühlend gestaltete er Sofia Gubaidulinas „Chaconne“. Er arbeitete das Ungestüme, das Gigantische dieser Akkord-Variationen heraus. Er verblüffte mit einer Blues-artig gefärbten Passage und legte eine Spur zu Bach. Auf absolute Formstrenge konzentrierte er Johannes Brahms’ „Variationen und Fuge B-Dur über ein Thema von Georg Friedrich Händel“. Mit Understatement spielte Sternath seine Virtuosität aus. In manchen Passagen mutete sein Vortrag auf eine einnehmende Art motorisch an.
Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja (PatKop) hatte für den jungen Tastenkünstler im Auftrag von Philharmonie du Luxembourg, Musikverein Wien, Wiener Konzerthaus und European Concert Hall Organisation „Three Pieces“ geschaffen. Diese drei wüsten Petitessen sind ein Spiel mit Clustern, Glissandi und Trillern, für das der Pianist Handschuhe anziehen musste.
Das Dritte, das zu Beginn an Strawinskys „Le Sacre du Printemps“ erinnert, ließ er das Klavier wie ein ganzes Orchester erklingen. Bei Franz Liszts Sonate in h-Moll arbeitete Sternath das Revolutionäre und Bizarre heraus. Das Dämonische konterkarierte er mit besonderer Innigkeit in den kantablen Sequenzen. Den Schlussakkord ließ er kurz, rätselhaft ausklingen. Den Jubel des Publikums erwiderte er betörend tröstlich mit Max Regers Fassung von Richard Strauss’ Lied „Morgen“.
KURIER-Wertung: 4 Sterne
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