Lorenzo Viotti lässt den Wiener Singverein im Musikverein triumphieren

Die erste Ausgabe ihres Konzerts im Zyklus „Große Symphonie“ im Musikverein (der KURIER war im zweiten Konzert) widmeten die Wiener Symphoniker mit Lorenzo Viotti am Pult dem kurz zuvor verstorbenen legendären Pianisten Alfred Brendel. Zufall oder Fügung, dass das Programm zum traurigen Anlass passte. Denn es begann mit einem Nachruf.
Alexander Zemlinsky war gerade dabei, seine Vertonung von Paul Heyses Gedicht „Frühlingsbegräbnis“ zu instrumentieren, als Brahms starb. Zemlinsky widmete ihm das Werk für Chor, zwei Solisten und Orchester. Heyse erzählt im Gedicht, wie der Frühling vom Sommer überwältigt wird. Das nimmt der Dirigent zum Anlass für Klangmalereien in zartem Pastell. Deutlich lässt er das Zitat aus Brahms’ „Ein deutsches Requiem“, „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“, durchschimmern.
Bariton Derek Welton ist ein wortdeutlicher Erzähler. Christina Gansch ergänzt mit ihrem nahezu golden timbrierten Sopran.
Die zentrale Rolle erfüllt der Wiener Singverein mit Brillanz. Die hellen Sopranstimmen klingen wie aus anderen Sphären, alle Lagen sind harmonisch aufeinander abgestimmt. Die vokale Pracht setzt sich auch gegen den orchestralen Vollklang durch.
Bei Anton Bruckners Messe in f-Moll kann der Operndirigent Viotti seine Qualitäten ausspielen. Der Chor lässt Piano-Passagen von atemberaubender Intimität und vokales Auftrumpfen erleben. Sehr gut ergänzen die Solisten, neben Gansch und Welton, Rachael Wilson und Andrew Staples. Die gut disponierten Symphoniker folgen diesem Dirigenten mit Hingabe. Viel Applaus.
KURIER-Wertung: Vier Sterne
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