Denkwürdige Brendel-Hommage mit Tiefsinn: András Schiff im Konzerthaus
Seinen Soloabend im Wiener Konzerthaus widmete der Pianist András Schiff seinem Kollegen Alfred Brendel, der 94-jährig verstarb. Der Abend geriet zur fast drei Stunden währenden, denkwürdigen Hommage an seinen Kollegen.
Der erste Teil könne auch ein „Brendel-Programm“ sein, kommentierte er sein Programm, von dem er zuvor, wie so oft, lediglich die Komponisten angegeben hatte. Mit Bachs „Capriccio sopra la lontananza del suo fratello dilettissimo“ in B-Dur BWV 992 gab er einen feingliedrigen Auftakt. Bei Mozarts Rondo in a-Moll, KV 511, war Schiff ganz in seinem Element.
Bogen zu Bach
Dass er den Schwerpunkt auf Variationen verlegen würde, bahnte er mit Haydns „Andante con Variazioni“ in
f-Moll, Hob. XVII/6, virtuos an und schlug mit einem Höchstmaß an Kantabilität den Bogen zu Bach mit Beethovens Sonate in E-Dur. Denn das Opus 109 sei ohne Bach unvorstellbar.
Warum er das betonte, erfuhr man nach der Pause. Schiff ist immer für Überraschungen gut, aber dass er nach diesem ausladenden ersten Teil Bachs „Goldberg-Variationen“ mit sämtlichen Wiederholungen aufführen würde, hätte man nicht geahnt. Aber wie aufwühlend er diese spielte!
Tiefsinnig
Atemberaubend ließ er das Tiefsinnige dieser Variationen hören. In keinem Moment ließ er die Schwierigkeit dieses Werks spüren. Die Aria zu Beginn hob er mit einer Leichtigkeit an. In den rasanten Passagen ließ er die Musik frisch wie einen Gebirgsbach sprudeln. Mit Eleganz gestaltete er jene Passagen, die ein Überkreuzen der Hände verlangen. Hier vereinte ein Musiker Lebensweisheit, Intellekt mit Poesie. Die Ovationen des Publikums erwiderte er mit einer Mazurka von Chopin. Susanne Zobl
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