"Wie Clowns": Riccardo Muti kritisiert wild gestikulierende Dirigenten
Riccardo Muti übt Kritik an Dirigenten, die auf der Bühne wild gestikulieren. "Heute kommen mir Dirigenten wie Clowns vor. Ich komme aus Neapel - würde ich mich für das Theater auf der Bühne entscheiden, könnte ich jeden besiegen", scherzte der 84-Jährige bei einer Masterclass mit den jungen Mitgliedern seines Jugendorchesters "Luigi Cherubini" in Mailand, das sein 20. Gründungsjubiläum feiert.
"Das Cherubini-Orchester ist das Wichtigste, was ich in meinem Leben getan habe. Italien ist arm an Orchestern, viele müssen schließen", sagte Muti laut der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera (Freitagsausgabe). Er bemängelte die unzureichende staatliche Finanzierung der Kultur in Italien.
"Ich verteidige italienische Opernmusik"
Muti beklagte zudem, dass nicht alle Dirigenten, die im Ausland italienische Oper aufführen, die Sprache beherrschen. "Um italienische Musik zu dirigieren, muss man die Sprache kennen. Ich komme aus der Schule der italienischen Opernmusik und ich verteidige sie. Im Ausland höre ich bei Opernaufführungen unangemessene Aussprachen - und die Kritiker schweigen. Verdi wird schlecht gespielt. Das Pianissimo ist verschwunden. Herbert von Karajan schaffte einst ein 20 Minuten langes Pianissimo. Heute reicht ein hoher Ton", kommentierte der Dirigent.
Muti erinnerte auch an seine Zusammenarbeit mit großen italienischen Regisseuren wie Giorgio Strehler, mit dem er 1987 an der Scala erstmals Don Giovanni dirigiert hatte. "Ich glaube nicht, dass ich von den Regisseuren von heute noch viel lernen könnte", meinte Muti.
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