Sie gilt als „Anne Frank Österreichs“. Die wahre Geschichte der Wiener Jüdin Ruth Maier (1920-1942) zur Zeit des Nationalsozialismus erzählt „Briefe von Ruth“ in der Kammeroper.
Uraufgeführt 2023 im Gmundner Stadttheater, hat die mit mehreren Preisen ausgezeichnete Erfolgsproduktion von Aksel-Otto Bull (Libretto) und dem Grammy-nominierten norwegischen Komponisten Gisle Kverndokk (Musik) in der neuen Regie von Philipp Moschitz so gar nichts zu tun mit Klischee und Kitsch vieler Musicals.
„Die Welt ist nicht schlecht“, heißt es in einem ihrer Tagebücher. Sie dokumentieren die Neugierde eines jungen Mädchens auf das Leben, seine großen Ambitionen, seine unbändige Lebenslust und seine Erwartungen. Träume sind für Ruth Funken, die dunkelste Nächte erhellen und uns zeigen, dass selbst in der Dunkelheit Licht gefunden werden kann.
Statt mit Ohrwürmern, Mitklatschhits oder Pop-Schlagern punktet „Briefe von Ruth“ unter der musikalischen Leitung von Herbert Pichler mit schönen, durchkomponierten Melodien, Walzer-Anklängen, Swing-Elementen und ans Herz gehenden jiddischen Klängen.
Emily Mrosek steht als Ruth fast durchgehend auf der Bühne und überzeugt stimmlich ebenso wie Dorothea Maria Müller, ihre Geliebte Gunvor Hofmo. Solide auch die gesanglichen Leistungen des restlichen Ensembles.
Musical ist hier zwar mitunter etwas textlastig, aber jedenfalls mehr als nur leichtes Amüsement. Es schafft als melancholisches, zugleich tragisches wie herzerwärmendes Musiktheater die Balance zwischen Anspruch und Unterhaltung.
Es verknüpft in Spielszenen, die sich zwischen verschiedenen Zeiten von Wirklichkeit in Traum und zurück bewegen, das Thema Emigration und Fremdsein, eine Love Story vor dem düsteren historischen Hintergrund der 30er-Jahre mit dem starken Glauben der Protagonistin an eine gute Zukunft. Bis sie schließlich Ende 1942 verhaftet, deportiert und in Auschwitz ermordet wird.
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