MAK: Flüchtlinge, Digitalisierung und neue Sagmeister-Show

Ein Mann in Anzug sitzt entspannt in einem roten Sessel.
Das MAK stellt sich große Fragen. Unter anderem die, wie es mit den Menschen und der Gesellschaft weiter geht.

Es sind wahrlich nicht die leichtesten Fragen, die sich das Museum für angewandte Kunst (MAK) stellen will. Und es sind ungewöhnliche Fragen für ein Museum. Nämlich in der Hauptsache jene, "wie es weiter geht", sagt Direktor Christoph Thun-Hohenstein im KURIER-Gespräch. Mit den Menschen, der Gesellschaft, der ganzen Welt. Und zwar bei Themen, die viele Experten aller Bereiche vor Rätselraten stellen – oder stellen sollten.

Drei großen Themenbereichen wird sich das Museum in den nächsten Jahren widmen, kündigt Thun-Hohenstein an, der sich für seinen ausgeschriebenen Posten wieder bewerben wird: der Digitalisierung, dem Klimawandel und den Flüchtlings- und Migrationsbewegungen. "Wir als Museum müssen die Plattform sein, das voranzutreiben", sagt der Direktor. Denn bei diesen "riesigen Herausforderungen" brauche es eine Gesamtschau, um an Lösungen arbeiten zu können. Und in dieser Gesamtschau brauche es unbedingt auch die Sicht der Künstler und Kreativen – von Heute und aus der Perspektive der Sammlung.

Wo ist die Kunst?

Das MAK plant daher Ausstellungen und 2017 erneut eine Biennale (nach der von 2015 die zweite), die alle diese Aspekte beleuchten. So will das Museum unter anderem die eigenen Bestände der Wiener Moderne daraufhin befragen, was man aus ihr für die heutigen Herausforderungen lernen könne.

Thun-Hohenstein richtet einen Appell auch an die heutigen Künstler, sich intensiv mit diesen Themen auseinanderzusetzen: "Wo ist die Kunst, die auf diese Zeit eingeht, die vor dem Hintergrund dieser Zeit passiert, die diese Unrast, diesen Totalumbruch reflektiert?"

Das Museum will auch die Expertise von Flüchtlingen sichtbar machen. Und das MAK sucht Verbindungen zu europäischen Start-ups, auch zu solchen, die sich nicht mit der so genannten Kreativwirtschaft auseinandersetzen. "Wettbewerb ist im Silicon Valley out", erklärt der Direktor, "Start-ups wollen weltweite Monopole. Wir werden sehr stark mit einer Welt konfrontiert sein, die von den großen Innovationszentren – Silicon Valley, Pearl River Delta, Südkorea – bestimmt sein wird. Und vielleicht auch ein bisschen von Europa. Aber ,ein bisschen’ ist viel zu wenig! Wir müssen alle gemeinsam daran arbeiten, europäische Werte stärker in diese neuen Geschäftsmodelle einzubringen – damit sie sich auch weltweit durchsetzen. "

All diese Überlegungen und Partner sollen dann im MAK zusammenfinden.

Mode und Erotik

Es gibt aber im MAK, das sich 2015 über ein Besucherplus freuen durfte, auch Leichteres: Thun-Hohenstein will erkunden, ob sich große Modeausstellungen – ein Novum – finanzieren lassen. "Shunga. Erotische Kunst aus Japan" gibt es ab Oktober im Design Labor (das 2017 weiterentwickelt werden soll). Und der österreichische Designer Stefan Sagmeister – dessen "Happy Show" bis 28.3. zu sehen ist – wird "mit uns ein Ausstellungsprojekt erarbeiten. Er wird sich mit einem eminent wichtigen Thema beschäftigen, mit der Schönheit. Die Begeisterung dafür unterscheidet uns von digitalen Maschinen."

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