Minimalismus aus dem Nähkästchen

Blick in die Ausstellung: Stoff, Nadel und Zwirn trifft auf die Traditionen von Malerei und Skulptur
Sehenswert: Die erste museale Einzelausstellung der Künstlerin Jenni Tischer, bis 1. Februar.

Mit überdimensionalen Plüschtieren und Popsongs füllt die deutsche Künstlerin Cosima von Bonin noch bis zum 18. Jänner aufmerksamkeitswirksam die Hallen des mumok im Wiener MuseumsQuartier. Viel unscheinbarer, aber nicht weniger sehenswert ist hingegen die Ausstellung ihrer Landsmännin Jenni Tischer, die im Untergeschoß des Museums zusehen ist.

"Pin" ist die erste institutionelle Personale der 1979 geborenen Heidelbergerin, die in Wien die Akademie der bildenden Künste besuchte und 2013 mit dem "Baloise Kunstpreis" gekürt wurde. Die Versicherung, die den Preis vergibt, hat der mumok-Sammlung einige Werke der Schau geschenkt.

Mit Cosima von Bonin teilt Tischer eine Vorliebe für textile Materialien – doch sonst haben ihre Objekte mit den durcheinanderpurzelnden Stoffhasen und den Popkulturzitaten in den oberen Etagen nicht viel zu tun. Sie stehen vielmehr in der Tradition der Minimal Art, deren säuberliches Formenrepertoire Tischer in ihre eigene Materialwelt überträgt und in Bewegung versetzt.

Impressionen der Ausstellung

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Minimalismus aus dem Nähkästchen

Eleganz

Bei Tischers Arbeiten tritt die Eleganz zierlicher Displaygestelle in Kontrast mit den auf ihnen sitzenden genähten Objekten. Stets drohen die plumpen Kuben aus der geometrischen Ordnung herauszusacken, wollen sich nie ganz den strikten Linien einpassen.

Pastellfarbene Stoffbahnen hängen wie monochrome Gemälde von den Wänden, fließen dann weiter über den Boden und werden selbst wieder Unterlage für andere Ausstellungsstücke. Und auch die Werkzeuge des textilen Arbeitens werden Material: Mit Steck- und Stricknadeln wird gespickt und geschmückt. Stickrahmen werden mit Knüpfgarn bespannt und selbst zum Kunstobjekt verarbeitet, oder dienen – gemeinsam mit historischen Textildesigns wie dem von Thonet-Möbeln bekannten "Wiener Geflecht" – als Inspiration für größere Objekte.

Doch "Pin" handelt nicht nur von Material und Form. Der Titel meint nämlich nicht nur die Stecknadel, sondern auch den PIN und verweist so auf die digitale Welt. Über das Internet als Datengewebe und die Frage ob Informationen genauso in digitale Strukturen passen wie plumpe Stoffkuben in minimalistische Displaygestelle, kann man in Jenni Tischers Nähkästchen also auch plaudern.

Info: Bis 1. Februar, mumok Wien. Link: www.mumok.at

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