Wainwright mit Minnelli auf der Bühne – oder so ähnlich

Ein Mann mit schwarzem Hemd gestikuliert vor einem Mikrofon auf einer Bühne.
Kritik: Rufus Wainwright weiß, Drama und Spaß gut zu dosieren

Das Intro von "New York, New York" dringt aus den Lautsprechern in der Halle E im Wiener MuseumsQuartier. Ein Roadie versprüht roten Flitter. Und Rufus Wainwright, der diesen Part seines Konzerts mit einem atonalen Piano-Stück und einer schaurigen Erzählung eingeleitet hatte, kommt zum Punkt: "Ladies & Gentleman: Liza Minnelli!"

Es kommt – natürlich nicht Liza . Es ist Wainwrights Schwester Lucy mit schwarzer Liza-Perücke. Zusammen singen sie "Me And Liza". Und diese humorvolle Einlage war genau das, was das Konzert im Mittelteil brauchte.

Denn die Wainwright-Songs sind – speziell, wenn der Kanadier sie wie hier nur mit Stimme und Piano vorträgt – intensiv und dramatisch, doch nur selten fröhlich. In "Dinner At Eight" beschreibt er einen Streit mit seinem Vater, in "Cigarettes And Chocolate Milk" seine Drogensucht. Und in "I Don’t Know What It Is" eine "extrem dunkle Phase in meinem Leben". Schmerz und Hoffnungslosigkeit schwingen in jedem Ton mit, den er mit seiner eindringlichen Stimme lang zieht. So, dass es leicht zu viel werden könnte.

Aber Wainwright weiß, Drama und Spaß gut zu dosieren. Er plaudert zwischendurch über seine Liebe zur Oper und zu Wien, schiebt schwungvollere Songs dazwischen, die er auf der Gitarre interpretiert. Zwar wirkt etwa "Jericho" so nicht so belebend wie auf der CD. Trotzdem war ’s am Ende ein schöner Abend – genauso unterhaltend wie berührend.

KURIER-Wertung:

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