© Wiener Festwochen/Dirk Rose

Kritik

"Monument 0.6“ bei den Festwochen: Zombies in Zeitlupe

Eszter Salamons Choreografie zum Abschluss des ersten Festwochen-Teils.

von Georg Leyrer

07/14/2021, 12:48 PM

Es war zuletzt so viel Sterben, Sterblichkeit und Endlichkeit, die man betroffen ansah und die die Seele verkleisterten. Es scheint doch widersinnig, sich auch noch fast zwei Stunden lang acht Mumien mit todesverzerrter Miene auf einer Bühne anzusehen, die – Zombies in Zeitlupe – mittelalterliche Trauergesänge aus Sizilien anstimmen. Es ist aber, vielleicht doch ein wenig überraschend, gar nicht widersinnig, im Gegenteil.

Die Festwochen zeigten zum Abschluss ihres ersten Teils (es geht weiter am 24. August) Eszter Salamons „Monument 0.6: Heterochronie“. Aus Dunkelheit entstand ein Abend voller Tod und Trauer, mit Briefen an die Verstorbenen – „wer hat dir erlaubt, zu sterben?“ –, mit Ertrinkendenzahlen aus dem Mittelmeer und einer Aufzählung der Knochen im Menschen.

Leichenstarrenverrenkt arbeiteten sich die Darsteller an die Publikumsreihen heran; der im Lockdown erlebte Stillstand wurde noch eisern ausgedehnt. Und in diesem weit geöffneten Zeitfenster entstand – Kulturzauber! – dann etwas, das im Pandemiesturm der letzten Monate fehlte: eine Chance, zu trauern, über die eigene Sterblichkeit und die der anderen, und ein Bewusstsein der kurzen Zeit, die uns von dieser trennt.

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