© Piotr Pietrus

Kultur

Mono & Nikitaman tanzen die Angst vor Rassismus und Egoismus weg

„Autonome Zone", das neue Album des Dancehall-Pop-Duos ist genauso aufbauend wie kritisch

02/12/2022, 05:00 AM

„Schon der Titel tut weh!“ Das gibt Nick Tilstra, eine Hälfte von Mono & Nikitaman, gerne zu, wenn er über den Song „Deutschland du bist rassistisch “ spricht.

Freitag haben er und seine Partnerin Monika Jaksch ihr neues Album „Autonome Zone“ veröffentlicht. Wie immer gehen sie dabei häufig auf soziale Missstände ein. „Deutschland du bist rassistisch“ haben sie aber sogar vorab als Manifest zu „Autonome Zone“ veröffentlicht.

„Es gibt auf dem Album auch viel Positives und Raum zum Feiern“, erklärt Tilstra im KURIER-Gespräch. „Aber uns war wichtig, auch als nicht von Rassismus Betroffene dazu Stellung zu beziehen. Nicht rassistisch zu sein, reicht nicht. Wir wollen antirassistisch arbeiten.“

Das machen die beiden auch privat. Immer wieder, sagt Nick, arbeite er daran, die „eigenen Rassismen“ zu hinterfragen. Er gibt ein Beispiel: „Wenn ich hier im Bezirk Neukölln in Berlin spazieren gehe, gibt es viele, die ich migrantisch lesen kann. Ich frage mich: Wie begegne ich ihnen? Duze ich sie eher als deutsch aussehende Leute? Welche Prägungen habe ich?“

Monika Jaksch ergänzt: „Die Frage, woher kommst du, wenn man Menschen anderer Hautfarbe trifft, gehört auch dazu. Die ist oft nicht böse gemeint, tut aber weh, weil sie signalisiert: ,Du bist nicht Teil dieser Gesellschaft!’“

Anderorts auf „Autonome Zone“ verarbeiten Mono & Nikitaman Gedanken zum Thema Konsumgesellschaft und Umweltzerstörung („Zeit für Optimisten“), oder in „Asoziale Gesellschaft“ die Gefahren, die der wachsende Egoismus mit sich bringt.

„Das macht mir Angst“, sagt Jaksch. „Denn das hat in der Pandemie zugenommen. Ich habe gelesen, dass lange dauernde Pandemien wie die Pest die Gesellschaft immer schon gespalten haben. Kurzfristige Ereignisse wie eine Flutkatastrophe schweißen die Leute zusammen. Da sieht man, den Nachbar hat’s erwischt, und packt mit an. Da kann man akut Hilfe leisten und hat Erfolgserlebnisse. Aber wer kann in der Pandemie akut Hilfe leisten? In langfristig unsicheren Zeiten denkt man eher nur an sich.“

Deshalb ist dem Duo der Spaßfaktor ihrer Rhythmen und in Songs wie „Wenn man tanzt“ genauso wichtig. Darin heißt es: „Man verliert die Angst, wenn man tanzt“.

„Um nicht so egoistisch zu sein, brauchen wir Selbstvergessenheit“, erklärt Jaksch. „Kultur kann das sehr gut initiieren. Auch, dass wir die Perspektive wechseln und uns besser in andere hineinversetzen können. Deshalb bin ich sicher, dass das Abhandenkommen der Kultur während der Pandemie zu dieser Entwicklung beigetragen hat.“

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