Mit Stoff, Watte, Nadel und Faden: So macht man Diktatoren

Tyrannen-Manufaktur: Soffi Povo und André Reitter
Von: Susanne Zobl
Erich Kästner führte in seiner bitteren Komödie „Die Schule der Diktatoren“ vor, wie einfach es ist, Menschen zu manipulieren. Denn die Masse will einen, der ihnen sagt, was zu geschehen hat. Dieser Führer kann leicht durch Doppelgänger ersetzt werden.
Frei nach Kästner und „The Dictator’s Handbook“ von Bruce Bueno de Mesquita und Alastair Smith kreierte die Theatermacherin Sarah Wissner die kurzweilige Farce „Hand Made Tyrant“ für das Schubert Theater. Ein Stück Stoff, etwas Watte, Nadel und Faden reichen. Flott surrt die Nähmaschine, in wenigen Minuten ist die erste Figur fertig. Liebevoll wird diese von ihren Erzeugern erzogen.
Der kleine Stoffkerl lernt, wie man sich bewegt und wo Gefahren lauern, etwa in Form einer Glühbirne, an der man sich die Hand verbrennen kann. Schon bald bekommt er Gesellschaft. Dann beginnt der Kampf um die Alleinherrschaft. Immer taucht ein neuer auf, der seinen Vorgänger ersetzen will. Alle agieren mit den gleichen Mitteln. Die Machthaber gleichen einander, ob sie Pinochet, Mugabe, Franco oder Mussolini heißen.
Dann kommt einer und verspricht „Bildung für alle“, „Medizin für alle“, das Ende von Sexismus und die Rettung der Umwelt, doch mit einer Einschränkung: „Nur wer mitmacht, darf herein.“ Faszinierend, wenn Soffi Povo und André Reitter aus ihren Rollen als Puppenspieler heraustreten – und als eigenständige Personen mit den Puppen agieren.
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