Die Light-Show und Video-Optik, die Bigger-Than-Life-Aufnahmen des kanadischen Sängers und Entertainers auf bis zu fünf Screens, Feuerfontänen und Konfettiregen, die ohrenbetäubenden Crescendi der Bigband, die selbstironischen Gags des Mister Nice Guy, der den Superstar zum Anfassen gibt, wenn er den ins Parkett ragenden Laufsteg, neben dem sich die Zuschauer mit hoch gehaltenen Handy-Cams drängeln, immer wieder verlässt und auf Tuchfühlung mit seinen Fans geht:
Wer zum ersten Mal einen solchen Abend der Emotionen mit dem Retro-Puristen erlebt, der sich schon einmal von der Kritik das Attribut „Frank Sinatra für Hausfrauen“ gefallen lassen musste, ist zwangsläufig beeindruckt.
Wer sich allerdings an seine Wiener Tournee-Auftritte von 2014 und 2019 erinnert, sieht und hört – obwohl hochprofessionell präsentiert – weitgehend das Gleiche vom Selben: Mit altem neuem Repertoire, Cover-Versions von „Cry Me a River“, dem vor allem durch Peggy Lee populären Hit „Fever“ oder Nat King Coles Swing-Klassiker „L-O-V-E“ ... Und Songs vom Eigenbau wie „Haven’t Met You Yet“ des Albums „Crazy Love“ (2009).
„Smile“ ist der ideale Stoff zum Händchenhalten, Kuscheln, Schmusen. Oder zumindest zum Handy-Lichter- Schwenken. Bublé, der legitime Erbe der klassischen Crooner, von denen nur Tony Bennett noch lebt. kennt die Direttissima zum guten Gefühl. Und weiß, wann er von der Schmalzspur abbiegen und mit einem Elvis-Presley-Medley („One Night“, „All Shook Up“ u. a.) Rockigeres kredenzen muss.
Oder wie sich mit dem Bolero-Mambo-Knaller des durch Dean Martin populären „¿Quién será? / „Sway“ das Tanzbein kitzeln lässt.
Der wenig differenzierte Live-Sound in der Stadthalle ist für von Studio-Aufnahmen verwöhnte Ohren – zumindest am Juchee im 1. Rang – enttäuschend. Aber darüber kann die CD „Higher“ hinwegtrösten, jüngst mit einem Grammy in der Kategorie „Best Traditional Pop Vocal Album“ ausgezeichnet.
Werner Rosenberger
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