Ein gewiefter Bühnenmensch, ein vollendeter "Morgen"
Was tut ein Tenor, wenn er auch einmal Don Giovanni sein will? Er veranstaltet einen Liederabend und präsentiert als erste Zugabe Mozarts Lied "Komm, liebe Zither". Ein Hauch von "Deh, vieni alla finestra" weht durch den Saal.
Nicht die Originalmusik des Schwerenöters, aber es wäre nicht der großartig gestaltende Michael Schade, gelänge es ihm nicht mit zwei, drei Kniffen, die Szenerie rund um den Verführer und seinen Diener Leporello gekonnt anzudeuten.
Schade ist ein gewiefter Bühnenmensch. Seinen Auftritt im Wiener Konzerthaus am Donnerstag meisterte der Sänger mit der ihm eigenen Mischung aus charmanter Lässigkeit, vitaler Bühnenpräsenz und selbstverständlicher Musikalität.
Den Abend im Mozart-Saal eröffnete der Sänger mit einer kleinen Moderation. Flugs waren die Damen und Herren noch gespannter auf das Folgende: Mozart, Beethoven, Haydn. Drei eng miteinander Verwobene, und doch war die erste Konzerthälfte eher unverbindliches Stückwerk.
Nach der Pause folgten dann drei Lieder vom Grazer Joseph Marx. Hier ruhte der Fokus vor allem auf Justus Zeyen und seinem pianistischen Können.
Mit den Werken von Richard Strauss dann der erhoffte Höhepunkt. Stimme, Musik und Text als geschlossene Einheit, die den Atem raubte. Frisch und prall klang der Tenor des Michael Schade. Mächtig und stählern die wiederholten Kraftproben im Forte, unvergesslich schön das Timbre im Pianissimo.
Ohne viel Beiwerk kommt das Besondere an diesem Sänger am besten zur Geltung. Zum Schluss ein Moment für die Ewigkeit: Richard Strauss’ "Morgen", vollendet musiziert von Justus Zeyen und Michael Schade.
KURIER-Wertung:
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