Das Lebensgefühl der Generation Punk

Mit Michael Clark und seiner Compagnie gastierte am Samstag ein „Bad Boy“ der britischen Ballettszene im Festspielhaus St. Pölten. „come, been and gone“, 2009 für sein exzellentes Ensemble entstanden, musste aufgrund einer Verletzung in einer verkürzten Version gezeigt werden, was jedoch keinen Einfluss auf die Wirkung des dynamischen Stücks hatte.
So wild und neu wie in den 80er Jahren wirkt Clarks Stil heute nicht mehr. Der erste Teil „SWAMP“ entstand bereits 1986, immer noch sehenswert als Verbindung von nahezu neoklassischem Ballettvokabular mit Punkmusik von Wire und Bruce Gilbert. Clarks choreografischer Stil bricht mit Tanzkonventionen, so wird barfuß getanzt und auf mimische Interpretation verzichtet.
Die Tänzerinnen und Tänzer scheinen den Raum zu durchschneiden, agieren in engen Unisex-Trikots und mit Alien-Make-up. Auch wenn keine Handlung erzählt wird, trifft Clark das Lebensgefühl der Punk- und Rockgeneration. Ekstase trifft auf Langsamkeit, Bewegungen werden wie in Zeitlupe zerdehnt. Alles dreht sich um den Unterschied zwischen Balance, Spannung und einer Lockerheit, die das klassische Ballett nicht kennt.
Anders dann der 23 Jahre danach entstandene zweite Teil zu Songs von Iggy Pop und David Bowie. Zum spektakulären Show-Tanz gesellen sich puristische Gesten, glänzen die Kostüme von schwarz-weiß über rot und orange im Metallic-Design.
Cool
Noch immer bleibt Clarks Handschrift abstrakt und „cool“, auch wenn er jetzt Performances von Iggy Pop und David Bowie zitiert. Diesmal setzt der Spitzenschuh ein Zeichen, zunächst von einem Tänzer und erst später bei der Tänzerin.
Nicht mehr die Gruppe, sondern Beziehungen stehen im Zentrum des Stücks. „Heroes for one day“ heißt es im Text, und genau das sind die Tänzer in Michael Clarks Stück.
KURIER-Wertung: **** von *****
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