Wahrlich Meisterwerke

Ein Ballettpaar tanzt vor einem blauen Hintergrund.
Vier "Meistersignaturen" an der Wiener Staatsoper.

Der neu programmierte Abend " Meistersignaturen" zeigt das Wiener Staatsballett in der Staatsoper erneut in Bestform. Vier herausragende Choreografien spannen einen Bogen vom klassischen Ballett des 20. Jahrhunderts bis zum Gegenwartstanz.

Besonders das 1977 entstandene Stück "Vier letzte Lieder" von Rudi van Dantzig (1933 – 2012) zu Liedern von Strauss erweist sich als ein Schlüsselwerk für zeitgenössisches Ballett. Seit 1979 im Wiener Repertoire, wurde diese sensible und musikalische Choreografie jahrzehntelang nicht mehr wieder einstudiert.

Umso erfreulicher, dass "Vier letzte Lieder" jetzt wieder auf dem Spielplan steht, überzeugend im Zusammenwirken des Balletts mit dem Orchester der Staatsoper unter dem Dirigenten Vello Pähn mit der Sopranistin Olga Bezsmertna.

Van Dantzig hat mit starren Formen des Balletts gebrochen, kommt ohne Schnörksel und Glitzer im Tanz und in der Ausstattung aus. Dafür können vier Solopaare und ein Solist den Tanz verinnerlichen, wie es besonders Nina Poláková und Roman Lazik gelingt: wahrlich ein Meisterwerk.

Brillante Premiere

George Balanchines (1904– 1983) 1956 entstandenes kurzes Ballett "Allegro Brillante" zu Tschaikowskys gleichnamiger Komposition op. 75 für Klavier und Orchester ist die einzige Premiere des Abends. Erstaunlich spät, werden doch seit 1958 kontinuierlich Werke des Meisterchoreografen für neoklassisches Ballett an der Staatsoper aufgeführt. Aber "Allegro Brillante" ist eine Bereicherung, handelt es sich doch um eines der Lieblingswerke Balanchines mit einer famosen Zusammenfassung seines Schaffens, das tief in Marius Petipas Ballettklassikern verwurzelt ist. An der Seite Vladimir Shishovs feiert Olga Esina nach einer mehrwöchigen Verletzungspause ein gelungenes Comeback. Über einige kleine Unsicherheiten tanzt das Corps de ballet geschickt hinweg.

Mit "Le Souffle de l’esprit" gelang dem langjährigen Neumeier-Solisten Jiří Bubeníček 2007 ein ästhetisch anspruchsvolles Stück.

Zu einer Musikcollage vom Tonband tanzen die von Ketevan Papava, Kiyoka Hashimoto, Masayu Kimoto, Eno Peci und Dumitru Taran angeführten Tänzerinnen und Tänzer einen Dialog mit der Musik und eingeblendeten Zeichnungen Leonardo da Vincis. Sie gefallen in einem spielerisch anmutenden Bewegungsfluss.

John Neumeiers "Vaslaw" (1979) zu von Igor Zapravdin gespielten Klavierstücken Bachs ist in der Verbindung einer Hommage an den legendären Tänzer Vaslaw Nijinsky mit Reminiszenzen an dessen Choreografien ein strukturell durchwachsenes Stück. Herausragend in der Titelrolle: Denys Cherevychko, von dem man gerne mehr sehen möchte.

Bewertung: Vier legendäre Choreografen und vier stilistisch sehr unterschiedliche Werke zeigen die Mitglieder des Wiener Staatsballetts wieder in absoluter Höchstform.

KURIER-Wertung:

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