"Mein Blind Date mit dem Leben": Fingerspitzen ersetzen die Augen

Versteckspiele: Kostja Ullmann (links) und Jacob Matschenz
Tragikomödie um Saliya Kahawatte, der trotz Sehbehinderung in einem Luxus-Hotel anheuert.

Eine wahre Geschichte – verpackt in eine rührende Komödie. Dieses Konzept klingt nach einem potenziellen Kinohit.

Der Film basiert auf den Erlebnissen des Deutsch-Singhalesen Saliya Kahawatte. Als Teenager verlor er durch eine Netzhautablösung fast sein gesamtes Sehvermögen. Trotz dieser Behinderung schafft er es, eine Lehrstelle in einem Luxushotel zu bekommen – weil er verschweigt, dass er fast nichts sehen kann. Fingerspitzen, Ohren und Intuition ersetzen seine Augen. Mit der Lehre beginnt aber auch ein tagtägliches Lügen- und Versteckspiel.

Sali arbeitet härter als die anderen, lernt mithilfe weniger eingeweihter Freunde Bücher, Stadtpläne, Menü- und Getränkekarten auswendig. Das unaufhörliche Zählen von Treppenstufen gehört für ihn zum Alltag.

Der durchaus berührende Film verschweigt die dunkle Seite der Geschichte, die Kahawatte in seiner vor sechs Jahren erschienenen Autobiografie erzählte: Seine Selbstverleugnung und die damit einhergehende innere Einsamkeit und Suchtgefährdung.

Regisseur Marc Rothemund hat aus diesem unglaublichen Doppelleben eine durchaus unterhaltsame Tragikomödie gemacht, bei der aber die Botschaft dieser (Über-)Lebensgeschichte auf der Strecke bleibt.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: D 2016. 111 Min. Von Marc Rothemund. Mit Kostja Ullmann, Jacob Matschenz.

KURIER-Wertung:

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