Vorhofer- und Hochner-Preis: Van der Bellen mahnt zu mehr Respekt

VERLEIHUNG "KURT-VORHOFER-PREIS" AN HUBERT PATTERER UND "ROBERT-HOCHNER-PREIS" AN YILMAZ GÜLÜM UND FARIS RAHOMA: KULLMANN/KOLLMANN/PATTERER/VAN DER BELLEN
"Kleine Zeitung"-Chefredakteur Hubert Patterer und ORF-"Report"-Journalisten Yilmaz Gülüm und Faris Rahoma in der Hofburg ausgezeichnet.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Donnerstag die beiden renommierten und von der Journalistengewerkschaft ausgeschriebenen, mit je 7.500 Euro dotierten Auszeichnungen - den Kurt-Vorhofer-Preis und den Robert-Hochner-Preis - verliehen. Prämiert wurde Kleine Zeitung-Chefredakteur Hubert Patterer und die für den ORF-"Report" tätigen Journalisten Yilmaz Gülüm und Faris Rahoma. Bei der Veranstaltung mahnte Van der Bellen mehr Respekt seitens Politik und Medien ein.

Der Bundespräsident warnte im Zuge seiner Rede in der Präsidentschaftskanzlei vor einem "medialen Teufelskreis" in Zeiten von Zeit- und Quotendruck, von Reizüberflutung und der Macht der Digitalkonzerne. Die Folge sei eine "Spielklasse, in die wir alle nicht gehören" und die nach der Logik der sozialen Medien funktioniere: "Da, wo die größte Aufregung herrscht, wo der größte Skandal ist, da sind die Klicks, da muss ich hin." Das sei kurzfristig womöglich erfolgreich, langfristig werde das aber weder der Politik noch dem Journalismus noch der Leserschaft gut tun, meinte Van der Bellen.

VERLEIHUNG "KURT-VORHOFER-PREIS" AN HUBERT PATTERER UND "ROBERT-HOCHNER-PREIS" AN YILMAZ GÜLÜM UND FARIS RAHOMA: VAN DER BELLEN

Wenn ein Politiker in einem Fernsehinterview so tue, als sei ihm gerade eine skandalöse Frage gestellt worden, um damit künstlich für Schlagzeilen zu sorgen, sei das ebenso "fatal", wie Berichterstattung auf etwas aufzubauen, das nur einem kleinen Kreis zugänglich sei und von der Öffentlichkeit nicht überprüft werden könne, konnte man vom Herrn der Hofburg etwa Seitenhiebe auf das jüngst abgebrochene TV-Gespräch von FPÖ-Europaspitzenkandidat Harald Vilimsky im "Report" oder die Causa um die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling herauslesen. Demokratie brauche eine gesicherte gemeinsame Faktenlage, die der Journalismus bieten müsse, anstatt sich in schwierigen Zeiten gegenseitig zu bekämpfen, so Van der Bellen sinngemäß.

Patterer für mehr Unvoreingenommenheit anstelle von "Haltungsjournalismus"

Der Kurt-Vorhofer-Preis ging dieses Jahr an Hubert Patterer, der bereits seit 2006 an der Spitze der Redaktion der Kleinen Zeitung steht. "Seine Beiträge fußen auf seiner standfesten, unabhängigen und kritischen Haltung gegenüber Machthabern aller Art, bleiben aber, und das zeichnet ihn aus, immer auf dem Pfad der Konstruktivität", befand die Jury. In seiner unbeirrbaren Verteidigung von Freiheit und Demokratie sei er niemals missionierend und bleibe immer erklärend. "Das macht Hubert Patterer in jeder Weise zu einem couragierten journalistischen Ausnahmekönner". 

Patterer fühlte sich durch die Würdigung "gut verstanden" und plädierte u.a. für mehr Differenziertheit und Entschleunigung anstelle der Polarisierung auf Social Media und für mehr Unvoreingenommenheit anstelle von "Haltungsjournalismus", der sich als Filter über die Wahrnehmung lege und im vermeintlichen Agieren für das Gute an Vertrauen verliere, weil sich veröffentliche und real erlebte Realität - wie etwa im Fall der Flüchtlingsbewegung 2015 oder in Coronazeiten - widersprächen.

VERLEIHUNG "KURT-VORHOFER-PREIS" AN HUBERT PATTERER UND "ROBERT-HOCHNER-PREIS" AN YILMAZ GÜLÜM UND FARIS RAHOMA: PATTERER

"Den Schwachen eine Stimme verleihen und soziale Verantwortung wahrnehmen"

Mit dem Robert-Hochner-Preis wurden heuer Yilmaz Gülüm und Faris Rahoma vom ORF-"Report" für ihre couragierte Arbeit zur Geschäftemacherei mit Elendsquartieren für geflüchtete Menschen gewürdigt. Laut Jury erfüllen sie prototypisch eine wesentliche Aufgabe von Qualitätsjournalismus - "den Schwachen eine Stimme zu verleihen und soziale Verantwortung wahrzunehmen". Das Duo widmete ihre Auszeichnung jenen Menschen, die Mut bewiesen hätten, indem sie ihre Geschichte erzählt und damit riskiert hätten, in eine vielleicht noch schlechtere Lage zu geraten. Und sie beklagten, dass es geradezu in Mode gekommen sei, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk per se in Frage zu stellen: "Das ist nicht auf eine Partei alleine beschränkt."

Im Rahmen der Preisverleihung in der Wiener Hofburg wurde zudem der neue Robert-Hochner-Nachwuchspreis für herausragende Arbeiten von Journalistinnen und Journalisten bis 27 Jahre in Social-Media-Plattformen und Onlinemedien präsentiert. Er ist mit 5.000 Euro dotiert und soll schon ab diesem Jahr vergeben werden.

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Solidarität mit Föderl-Schmid

Unter den zahlreichen honorigen Gästen aus der Medienbranche, die der Preisüberreichung in der Hofburg beigewohnt hatten, fand sich auch die Ex-Standard-Chefredakteurin und jetzige stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung, Alexandra Föderl-Schmid. Die Journalistin war im Februar mit Plagiatsvorwürfen einerseits ihre Doktorarbeit, andererseits ihre journalistische Arbeit betreffend, konfrontiert gewesen. Inzwischen sahen weder die Universität Salzburg, wo sie promoviert hatte, noch die "SZ" Belege für Plagiate. Van der Bellen begrüßte Föderl-Schmid, die bis dato so gut wie nicht öffentlich aufgetreten war, namentlich. Auch die anderen Redner erwähnten sie und versicherten der Anwesenden ihre Solidarität.

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