"Vice" steht vor dem Konkurs: Die Plattform, die einst als Medienzukunft galt
Vice, die Plattform, die einst die etablierten Medien aufrüttelte und mit originellen und aggressiven Zugängen als Zukunft der Branche galt, steht offenbar vor dem Konkurs: Es dürfte sich für die mittlerweile vor schweren finanziellen Problemen stehende Plattform kein Käufer finden, berichtet die New York Times. Das hieße, dass der Hauptgläubiger Fortress Investment Group die Plattform übernehmen und wohl weiterführen würde.
Vice war einst mit 5,7 Milliarden Dollar bewertet worden, unter anderem Disney und Fox haben in die Plattform investiert. Nun soll sie nur noch einen Bruchteil davon wert sein. Disney hat seine Investition in Vice bereits abgeschrieben.
Lärm
Der durch den Punk inspirierte Zugang von Vice zum Journalismus ist inzwischen legendär - und oft kopiert: Die Plattform lebte vom originellen, manchmal auch verrückten Zugang zu News. Die Artikel waren geprägt von Selbstversuchen, die mit Drogen, Sex oder Körperflüssigkeiten zu tun haben; von Reportagen aus gefährlichen Gebieten oder auch Vor-Ort-Recherchen dort, wo kein etabliertes Medium einen Journalisten hinentsendet hätte. Die Artikel - das Vice-Medienuniversum bot auch TV-Dokumentationen, eine Werbeagentur und vieles mehr - waren hervorragend geschrieben und sorgten für jenen Lärm, der in der Aufmerksamkeitsökonomie der Online-Nachrichten unabdingbar war.
Doch die Medienlandschaft - und insbesondere der Online-Werbemarkt - hat sich auf eine Weise verändert, die Vice nicht entgegengekommen ist. Jahrelang hat das Unternehmen versucht, Gewinne zu erzielen; das ist jedoch nicht gelungen.
Noch gebe es Interessenten, die durch eine Übernahme verhindern könnten, dass Vice in Konkurs geht, berichtet die New York Times. Die Chancen dafür würden aber zunehmend schwinden.
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