Thomas Gottschalk: Der große Blonde mit dem langen Abschied

"Wetten dass...?" TV game show in Offenburg
Thomas Gottschalk sagte nun, kurz vor seinem 75. Geburtstag, den Samstagabendshows Adieu. Verkündet hat er dies natürlich in einer Samstagabendshow. Und wetten, dass es noch eine große Abschiedssendung gibt?

Thomas Gottschalk sagt also wieder einmal Tschüss. Das Fernsehpublikum hat schon eine gewisse Übung darin, scheibchenweise von der Showmasterlegende Abschied zu nehmen. 1992 stieg er erstmals bei „Wetten, dass..?“ aus, 1994 wieder ein. 2011 machte er dort zum zweiten Mal Schluss. 2023, als er den Show-Klassiker nur noch sporadisch moderiert hatte, gab er zum dritten Mal seine Abschiedsvorstellung – und ließ sich mit dem so geliebten Bagger abtransportieren.

"Wetten dass...?" TV game show in Offenburg

Vom Bagger auf die Schaufel genommen, verließ Gottschalk 2023 die „Wetten, dass..?“-Couch.

Doch am Samstagabend ging er noch einen Schritt weiter und verabschiedete sich überhaupt von seinem wichtigsten Arbeits- und Sendeplatz. „Ich habe 35 Jahre lang den Samstagabend betreut und im Griff gehabt“, sagte Gottschalk in der RTL-Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“, die er gemeinsam mit Barbara Schöneberger und Günther Jauch präsentiert. Er habe aber immer betont: Wenn der Tag erreicht sei, an dem er älter sei als der Papst, müsse Schluss sein. Der neu gewählte Leo XIV. ist 69 Jahre alt.

Demnächst erreicht Gottschalk ein markantes Alter, er wird am kommenden Sonntag 75. „Das ist für einen Moderator der Punkt, wo man sagen sollte, man nimmt sich selber raus“, sagte er. Möglicherweise lieferte die Papstwahl also nur eine nette Story zum ohnehin geplanten Show-Aus.

Thomas Gottschalk: Der große Blonde mit dem langen Abschied

„Thommy“ mit 37 bei seinem ersten Auftritt als Moderator von „Wetten, dass..?“ 

Vom Radio zum TV

In den 1970er-Jahren begann der Kulmbacher beim Radio, über den Bayerischen Rundfunk ging es zum ZDF, wo er ab 1982 „Thommys Pop Show“ moderierte, und dann „Na sowas!“.

Für „Wetten, dass..?“ empfahl er sich 1983, als er eine auffällige Performance als Außenreporter hinlegte. Aus 80 Metern wollte einer dem anderen eine Weintraube in den Mund werfen. Das misslang zwar, aber Gottschalk lieferte ein Pointenfeuerwerk. Wettpatin Maria Schell hatte angekündigt, sollte die Wette verloren gehen, mit Plácido Domingo ein Duett singen zu wollen. Gottschalk rief in der Außenstelle, er höre „ein Flugzeug vorbeifliegen. Das ist Plácido Domingo auf der Flucht.“ Vier Jahre später vertraute ihm Frank Elstner „seine“ Sendung an. Gottschalk war im Hauptabend angekommen.

Heute kann es auch rascher gehen, eine Show zu bekommen. So gelang ihm 2021 als 70-Jähriger, durch ein gewonnenes Wissensduell gegen Joko Winterscheidt, vom Gast zum Gastgeber der ProSieben-Sendung „Wer stiehlt mir die Show?“ zu werden.

«Wetten, dass..?» in Augsburg

Verjüngung: 2009  wurde ihm Michelle 
Hunziker als Co-Moderatorin beigestellt.

Überall Gottschalk

Der große Blonde blieb ohnehin stets präsent – ab 1990 auch im Privatfernsehen. Auf RTL moderierte er eine Personalityshow mit dem schlichten Titel „Gottschalk“. Mit „Gottschalk Late Night“ versuchte er sich auch an einem späteren Sendeplatz.

Meistens war sein Name Programm: „Gottschalks Hausparty“ für Sat.1 (1995 - 1997), am Samstagnachmittag „Gottschalk kommt“. Wieder zurück beim ZDF, moderierte er neben „Wetten, dass..?“ auch „Gottschalks große Benimm-Show“ (2004), „Gottschalk zieht ein!“, „Gottschalk America“, „Gottschalks großer Bibeltest“, „Gottschalk & Friends“. Er war auch Moderator von „Die Cleversten – Der große Drei-Länder-Check“, „Musical Showstar“ oder der Verleihung des Echo Klassik.

Wetten,dass...? Basel

Über Anzüglichkeiten (hier Hollywood-Star Charlize Theron) sagte er zuletzt: „Ich habe Frauen im TV rein dienstlich angefasst“. 

Wirklich prägend war er als Moderator von „Wetten, dass..?“. Der große Mann mit dem Boomerschmäh und der angenehmen Stimme sollte dank dieser Show zum Fernsehonkel der Nation werden, einer, bei dem man sich im Kreise der Familie fragte, ob er sich denn heute ein bisserl oder ein bisserl viel danebenbenehmen werde. Böse aber war ihm niemand: Gottschalk lieferte genau das Maß an Abenteuer, das das Land am Samstagabend noch aushielt. Selbst seine modischen Experimente waren eine wohlkalkulierte Aufmüpfigkeit.

Gottschalk war einst der junge Wilde, der den verstaubten Samstagabend aufmischte. Zum Schluss konnte er selbst nicht damit umgehen, dass seine Art verstaubt geworden ist. In seinem Buch „Ungefiltert“ schrieb er über das Showbusiness, Influencer, Gendern und die Generation Z. Gottschalk erntete viel Gegenwind, wenn er sich kritisch zu Gesellschaftsthemen äußerte. Zuweilen wurde ihm Sexismus vorgeworfen.

GOTTSCHALK IS DECORATED AS CHRISTMAS TREE IN ERFURT.

Exaltierte Outfits als wohlkalkulierte Aufmüpfigkeit: Gottschalk, 1998, als Christbaum. 

Aber entgegen aller nachträglichen Verklärung – das berühmte „ans Knie fassen“ war bereits in den 1990ern peinlich, nicht erst in der neoprüden Gegenwart.

Nun nimmt der Show-Dino also Abschied vom Samstagabend. Allerdings ließ sich der TV-Routinier bei seinem Auftritt am Samstag nicht lange bitten, Anfang Dezember noch einmal in einer Abschiedssendung aufzutreten.

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