Regierungswerbung: 180 Mio. Euro Rahmen ging an drei Agenturen
Die Suche der Regierung nach einer Schaltagentur für Werbung in der Höhe von bis zu 180 Mio. Euro für vier Jahre ist beendet. Der Auftrag erging über eine Ausschreibung der Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) an die Mediaagenturen Mediacom und Wavemaker der Group M sowie an Media.at der Dentsu-Gruppe. Das bestätigte die BBG der APA, nachdem zunächst die Tageszeitung "Der Standard" darüber berichtet hatte. Die Group M bestätigte gegenüber dem Branchenmedium "Horizont" den Etatgewinn.
45 Millionen jährlich für Regierungs-PR
Gegenstand der Ausschreibung waren Media-Agenturleistungen und Mediaschaltungen "in Angelegenheiten der allgemeinen Regierungspolitik und Informationstätigkeiten der Bundesregierung (...) für öffentliche Auftraggeber in Österreich".
Wird der Rahmen voll ausgeschöpft, wären das bis 2024 jährlich 45 Mio. Euro. Die Bundesregierung warb im Jahr 2020 um rund 47,3 Mio. Euro, wie von der RTR ausgewiesenen Medientransparenzdaten zeigen. Das ist allerdings mehr als doppelt so viel wie noch im Jahr 2019 mit 19,3 Mio. Euro und vor allem den Corona-Inseraten geschuldet.
Kreativagentur gesucht
Die Bundesregierung ist indes weiterhin auf der Suche nach einer Werbe-Agentur, an die in den kommenden vier Jahren bis zu 30 Mio. Euro für "Kreativagenturleistungen" fließen sollen. Die gewählte Agentur soll Subaufträge an andere Agenturen vergeben können. Angestrebt wird in der ebenfalls über die BBG laufenden Ausschreibung eine "gemeinsame Kommunikationsstrategie" der Bundesregierung. Die Rahmenvereinbarung soll bis Ende Mai 2021 abgeschlossen werden.
Kritik der Neos
"Die Regierung wird unter PR-Kanzler Kurz zum größten Werbekunden des Landes. Eine dermaßen hohe Summe für Inserate ist nicht zu rechtfertigen", reagierte Henrike Brandstötter, Mediensprecherin der NEOS, in einer Aussendung auf die Vergabe. Es herrsche ein "vollkommen falsches Bild von Presseförderung". "Inserate sind keine Unterstützung für Medien, Inserate sind immer ein Geschäft", meinte sie. Damit die journalistische Unabhängigkeit gewährt werden könne, müsse die Presse- und Medienförderung neu aufgestellt werden, forderte Brandstötter.
Im November publik geworden
Als die beiden Ausschreibungen im November des Vorjahres publik wurden, hagelte es bereits Kritik vonseiten der Opposition. Eine "Unverschämtheit" sei der Rahmen für Inserate, befand der damalige SPÖ-Mediensprecher Thomas Drozda. Es sei ein System perfektioniert worden, das auch vor "gröbsten Interventionen nicht mehr zurückschreckt", so Drozda. "Das ist nichts anderes als das Vorhaben, sich eine regierungsfreundliche Berichterstattung in den Medien zu erkaufen", meinte FPÖ-Parteichef Norbert Hofer.
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