ORF-Reportage: Die Wiener schimpfen, während Herr Osama Würstel brät

Die ORF-Reportagereihe „Am Schauplatz“ widmet sich am Donnerstag, 23. November (21.05 Uhr, ORF 2) dem Würstelstand. Abseits des touristischen Wiens dreht sich hier alles um die Sorgen und Ängste des „sogenannten kleinen Mannes“.
Reporter Ed Moschitz sagt im Gespräch mit dem KURIER über das Motiv, sich dieses Milieu genauer anzusehen: „Es gab länger keine größere Reportage am Würschtlstand.“ Vergleiche mit den „Alltagsgeschichten“ von 1995, als Elizabeth T. Spira Würstelstände besuchte, will er nicht ziehen. Damals seien es bis zu 25 oder 26 Drehtage pro Reportage gewesen, heute müsse eine Sendung nach acht, neun Drehtagen geschnitten werden.

„Ventil für Arbeiter“
„In der Vorstadt haben die Würstlstände noch eine wichtige Funktion in der Nachbarschaft“, sagt Moschitz. „es ist ein Ventil für die Arbeiter, die hier nach der Arbeit auf ein Bier gehen. Hier können sie Druck und Dampf ablassen.“
Was allgemein zu bemerken gewesen sei: "Dass es für die Menschen immer schwieriger wird, ihr Fortkommen zu finanzieren. Den Leuten fällt es schwerer, die Rechnungen zu zahlen. Es geht ihnen einfach schlechter.“

Herr Osama aus Syrien brät am Westbahnhof die Wurst
Die ideale Zeit zum Drehen sei der frühe Abend gewesen, wenn mehr Leute (vorwiegend Männer) da sind. Irgendwann werde dann aber wieder zu viel getrunken, berichtet er, "dann wird es für den Reporter sehr anstrengend." Das wolle er auch nicht zeigen.
Kulturgut
Oft geht es in den Gesprächen gegen die Politiker, gegen "die Ausländer". Letzteren werde "alles in den Oasch geschoben", sagt einer. Dabei sind es oft sogar jene, die das Kulturgut Würstlstand noch am Leben halten, so Moschitz. Er zeigt in der Doku etwa Herrn Osama aus Syrien, der am Westbahnhof die Käsekrainer aufschneidet und serviert.
Ob er schon einmal selbst ein Würstel gegessen habe, fragt er ihn.
"Hab ich nicht probiert, sag’ ich ehrlich", sagt dieser.
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