Matt, Sie spielen den Schuhverkäufer, der an diese Vision ebenfalls glaubt. Was war das Besondere an Sonny und dieser Rolle?
Matt Damon: Na, erstens hatte ich jeden Tag fünf bis sieben Seiten Dialog mit all diesen unfassbar guten Schauspielern, es war unglaublich. Es war der beste Job, den ich je hatte. Und ich hatte noch nie zuvor so viel Spaß. Ben und ich hatten nur Freude, vom ersten Moment an, wo wir das Drehbuch bekommen haben, bis zum Dreh und zum letzten Schnitt des Films. Es war die beste Erfahrung meines Lebens. Ich meine, ich gehe in der Früh aufs Set um fünf Seiten Dialog mit Viola zu filmen, und um 10.30 Uhr sind wir fertig – eine Stunde, bevor Lunchpause ist. Und du denkst dir, na ja, vielleicht sollten wir weiterarbeiten.
Totale Profis.
Matt Damon: Ja. Und dazu kommt, dass Ben immer drei Kameras gleichzeitig laufen hat lassen – auf jeden von uns, daher konnten wir viel mehr gemeinsam machen, hatten viel mehr Freiheit.
Ben Affleck: Ihr habt gerade meine gesamte Regie-Strategie verraten.
Die da ist?
Ben Affleck: Du findest die besten Leute und sagst zu ihnen, macht, was ihr wollt. Ich scherze nicht! Ich hatte das Privileg, Zeuge dieser unglaublichen Auftritte zu werden. Und der Energie und Professionalität. Euch allen bei der Arbeit zuzuschauen ist ein Geschenk. Ich liebe diesen Film, nicht nur aufgrund der Geschichte dieses Businessdeals, die schon allein inspirierend ist, sondern auch weil es hier um Wert und Wertschätzung geht, und wie wir uns als Gemeinschaft und als Menschen sehen und miteinander umgehen. Den Film zu machen, diese Geschichte zu erzählen, das war, als ob ich das Dream-Team gecoacht hätte. Und jeder einzelne Schauspieler hat mich täglich überrascht. Es war, um eine gute Analogie zu verwenden, wie das perfekte Match. Es war mir eine Freude und Ehre. Ich bin Euch allen nur dankbar.
Gibt es für Sie als Regisseur eine Lieblingsszene?
Ben Affleck: Der zweite Anruf zwischen Matt und Viola, in ihren Rollen als Sonny und Mrs. Jordan, in dem Mrs. Jordan in der Mitte der Szene den Telefonhörer von ihrem Ohr weghält. Ich war erst etwas erschreckt und dann sehr überrascht, denn auf einmal habe ich einen Einblick in das Leben eines Menschen bekommen, dem sein ganzes Leben erklärt wurde, dass er die Dinge so akzeptieren muss, wie sie sind, die rationalen Gründe für alles. Und Viola hat es mit ihrem Genie und Können geschafft, das mit ungeheurer Eleganz rüberzubringen, sodass es mir das Herz gebrochen hat. Mit der simplen Bewegung, den Telefonhörer wegzuhalten. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Und da wusste ich, jegliche Regieanweisung ist überflüssig.
Matt Damon: Um da noch was draufzusetzen: Wir folgen den gesamten Film dem Protagonisten. Und in diesem Moment erklärt jemand dem Protagonisten, du liegst falsch. Was eine seltsame Sache ist in einem Film. Aber wie sie es macht, ist genial: „Nein, ich höre dem allem nicht länger zu.“
Ben Affleck: Ohne diese Handlung, denkt sich der Zuschauer, okay, wart mal, wir sind nun schon den ganzen Film auf der Seite von Sonny, und auf einmal wollt ihr, dass er unrecht hat? Aber aufgrund der Eleganz und der puren Ehrlichkeit, die in ihrer Geste liegen, denkst du dir, oh ja, sie hat vollkommen recht. Und Matt als Sonny versteht das auch und ist weder vor den Kopf gestoßen noch nachtragend. Er erkennt, dass sie alle in ihren Verhandlungen etwas Wichtiges übersehen haben. Und das macht die Geschichte verständlich.
Ben, wie leicht fällt es Ihnen inzwischen, Regie zu führen und gleichzeitig eine Rolle zu spielen?
Ben Affleck: Über die Jahre habe ich mich daran gewöhnt, es erfordert einfach sehr viel Vorbereitung. Plus, ich habe einfach mehr Erfahrung, und ich weiß, das ist die langweilige Antwort, aber man wird einfach besser und dann fließt auch alles von selber. Manchmal habe ich vergessen, dass ich auch Schauspieler bin und den Monitor in die Szene mitgenommen. Alle haben mich angestarrt. Dann habe ich mich erinnert, oh, ich bin ja in der Szene. Der Punkt ist, das war eine wirkliche Zusammenarbeit. Und das gilt auch für die Crew, die technischen Mitarbeiter, die niemand je sieht. Das sind die ungelobten Helden jeder Kinoproduktion, ohne die gar nichts geht. Mir sind Kritikermeinungen über den Film gleichgültig. Das Einzige, was für mich zählt, ist das Feedback all jener, die an dem Film beteiligt waren. Das sind die Menschen, die ich respektiere.
Wie viel Recherche gab es, was die Fans betrifft? Die Sneaker-Fans sind ja sehr speziell, was Air Jordans betrifft, sie sehen das als eigene Kultur …
Ben Affleck: Wir haben mit den Designern gesprochen, die das Original entworfen haben, und mit dem Menschen, der die Replikas erzeugt hat. Er ist so ein Beispiel eines Genies, das man auf seiner Seite haben will, wofür man investiert und letztlich profitiert. Menschen, die an etwas ganz stark glauben, werden ihr Bestes geben, weil sie auch selbst in den Erfolg investiert haben. Weil es einen Wert repräsentiert. Und der Unterschied ist monumental in meinen Augen. Ich hatte keine Ahnung, wie stark die Sneaker-Kultur ist, denn ich bin älter und weltfremd, was das betrifft. Als wir den Film vorbereiteten, habe ich viel gelernt. Dann gaben sie mir Sneakers und irgendwann, beim Tragen, wurde mir klar, wieso das den Leuten so viel bedeutet. Es ist mehr als ein Trend, mehr als eine Modeerscheinung. Es hat Wert, einen Air Jordan anzuziehen, weil eine ganze Geschichte in diesem Schuh liegt. Dieser Sneaker war das erste Mal, dass ein Schuh die Identität eines Menschen repräsentiert. Damit ist er ein Kunstwerk, was heute jedem klar ist. Die Bandbreite von Zusammenarbeit zwischen Sportlern und Firmen und Künstlern und Firmen gab es vorher nicht im Schuhgeschäft. Michael Jordan war keine Marke. Nike war eine Marke. Aber als er in den Schuh stieg, wurde er zu einer.
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