Hugo Portisch Preis 2025: Stärkung des "Demokratie-freundlichen Journalismus"

Festredner Roger de Weck aus der Schweiz spannte am Donnerstagabend im ORF-Radiokulturhaus einen Bogen vom Song Contest bis zum Hugo Portisch Preis 2025. Er komme „quasi als Fackelträger, der das Feuer des ESC von Basel nach Wien trägt“ und spielte auf den Titel von JJs Lied „Wasted Love“ an. Was die Hugo-Portisch-Preisträger geleistet hätten, „das ist nicht vergebene Liebesmüh’, sondern schönste, erfolgreiche, erfüllte Leidenschaft für einen Beruf, der zu den schönsten überhaupt zählt, aber auch zu den schwierigen.“ Der langjährige Zeit-Chefredakteur und SRG-Generaldirektor konstatierte: „Wie die Demokratie ist Journalismus der vorweggenommene Verzicht auf Perfektion, zugunsten von Versuch und Irrtum., Lernfähigkeit, kleinen Schritten nach vorn. Von der Demokratie wie vom Journalismus lässt sich sagen: Vieles läuft schlecht. Aber noch viel schlechter läuft es, wenn beide fehlen oder beschädigt werden.“
Zum dritten Mal wurden am Donnerstag, 22.5., im Wiener ORF Radiokulturhaus die Hugo-Portisch-Preise vergeben. Im Jahr 2023 wurde die Hugo Portisch Gesellschaft – Verein zur Auszeichnung und Förderung journalistischer Leistungen – gegründet, im Gedenken an den großen ORF-Dokumentaristen, Buchautor und früheren KURIER-Chefredakteur. Träger des Vereins sind ORF, KURIER und Österreichische Medienakademie. Mit insgesamt 60.000 Euro Preisgeld ist der Hugo-Portisch-Preis einer der höchstdotierten Preise für Journalistinnen und Journalisten im deutschen Sprachraum.
Erfahrener Reporter ausgezeichnet
Aus Hunderten Einreichungen aus dem deutschsprachigen Raum von einer Jury ausgewählt, ging der Hauptpreis an den Auslandsreporter Thomas Seifert. Nordafrika-Spezialist Matthis Kattnig konnte sich über den Nachwuchspreis freuen. In der Kategorie Zeitgeschichte/Dokumentation nahm das KURIER-Redaktionsteam von „Geschichte zum Anschauen“ rund um Susanne Mauthner-Weber den Hugo Portisch Preis entgegen.

Präsidentin Martina Salomon mit Preisträger Thomas Seifert
"Hervorragende Dienste an der Demokratie"
Durch die Veranstaltung führte KURIER-Herausgeberin und diesjährige Präsidentin der Hugo Portisch Gesellschaft Martina Salomon, für die musikalische Untermalung sorgte das Janoska Ensemble. Roger de Weck fügte in seinem Exkurs über Demokratie und Journalismus noch an: "Und so wie die Demokratie aus der Imperfektion des Menschen das Bestmögliche macht, so leistet der Journalismus auf imperfekte Weise insgesamt hervorragende Dienste an der Demokratie – aber nicht nur, nicht immer. Indem der Hugo Portisch Preis hervorragende Journalistinnen und Journalisten auszeichnet, stärkt er den Demokratie-freundlichen Journalismus.“

Roger de Weck.
Gedenken
Die Hugo-Portisch-Gesellschaft hält die Erinnerung an den Doyen des österreichischen Journalismus hoch. Träger sind der KURIER, der ORF und die Österreichische Medienakademie. Präsidentin KURIER-Herausgeberin Martina Salomon.
Zahlen
Rund zehn Kilogramm wiegt die von dem Künstler donhofer geschaffene Trophäe. Mit einer Gesamtdotation von 60.000 Euro ist es einer der höchstdotierten Journalistenpreise im deutschen Sprachraum. Der Preis wird vom Bund und von der Stadt Wien gefördert. Er richtet sich an Journalisten, die sich mit der Aufarbeitung komplexer politischer und wirtschaftlicher Zusammenhänge auseinandersetzen
"Bleiben Sie unbequem"
In einer Videozuspielung hielt Medienminister und Vizekanzler Andreas Babler fest, „In einer Zeit, in der Fakten immer öfter angezweifelt werden und Journalistinnen und Journalisten zunehmend unter Druck geraten, ist dieser Preis wichtiger denn je. Er erinnert uns daran, dass Pressefreiheit kein Selbstläufer ist. Sie muss Tag für Tag geschützt, gestärkt und gelebt werden." Babler empfahl im Sinne Hugo Portischs: "Bleiben Sie unbequem, bleiben Sie präzise und bleiben Sie dran.“
Puls4-Infochefin Corinna Milborn überreichte den Hauptpreis an Reporter Seifert. In ihrer Laudatio switchte sie auf der Videoleinwand durch Dutzende Länder und Krisenregionen, die der Preisträger besuchte. „Thomas Seifert ist seit mehr als 25 Jahren unermüdlich dort, wo es im Gebälk der Gegenwart kracht, mitten in den Krisen, seien es Kriege, seien es Finanzkrisen", sagte sie. "Er beobachtet und dokumentiert ohne vorgefasste Thesen und setzt seine enorme Erfahrung ein, um aus den Informationsstücken eine Geschichte zu schreiben und eine Erklärung zu liefern. So wie Hugo Portisch uns die große Zeitenwende 1989 erklärt hat, ist Thomas Seifert an den Frontlinien der derzeitigen Zeitenwende und sorgt dafür, dass wir nicht nur wissen, was geschieht – sondern verstehen, warum.“

Corinna Milborn
Die Laudatio auf den Träger des Nachwuchspreises, den freien Videojournalisten Matthis Kattnig, mit Fokus auf Arabische Welt und Asien, hielt Susanne Glass. Die ehemalige Korrespondentin der ARD im Nahen Osten und nunmehrige Redaktionsleiterin Ausland und politischer Hintergrund beim Bayerischen Rundfunk sagte: „Matthis Kattnig verkörpert auf beeindruckende Weise die Werte, für die Hugo Portisch stand: Mut zur Wahrheit, unermüdlicher Einsatz für eine fundierte Berichterstattung und ein waches Auge für die Schicksale der Menschen. Er hat nicht nur durch insgesamt exzellente journalistische Qualität überzeugt, sondern auch ein wichtiges, oft übersehenes Kapitel der Geschichte ins Licht der Öffentlichkeit gerückt: Die Flucht jüdischer Menschen nach Schanghai während des Holocausts. Seine multimediale Arbeit verbunden mit hartnäckiger Recherche sind ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Journalismus dazu beitragen kann, Geschichte zu verstehen und die Bedeutung von Menschlichkeit in dunklen Zeiten zu unterstreichen.“

Matthis Kattnig mit Laudatorin Susanne Glass
Der Preis in der Kategorie Zeitgeschichte/Dokumentation ging an das KURIER-Redaktionsteam von „Geschichte zum Anschauen“ rund um Susanne Mauthner-Weber, das historische Ereignisse mit aufwendigen Grafiken veranschaulicht. Maximilian Dasch, Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ), gratulierte "zu diesem zeitgeschichtlichen und doch zeitlosen Format, vor allem in einem historisch bedeutsamen Jahr wie diesem". Denn es gelte: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart beurteilen.“

Susanne Mauthner-Weber (Mitte) mit dem KURIER-Redaktionsteam „Geschichte zum Anschauen“. Von links nach rechts: Manuela Eber, Christa Breineder, Carina Tichy, Lilly Graschl, Susanne Mauthner-Weber, Anita Staudacher, Armin Arbeiter, Pilar Ortega. Ganz rechts im Bild: VÖZ-Präsident Maximilian Dasch.
Erinnerung an einen Jahrhundertjournalisten
Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) kam in Vertretung von Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP). Er sagte: "Hugo Portisch hat wie kaum ein anderer das journalistische Verständnis in Österreich geprägt – mit Integrität, Weitblick und unerschütterlichem Engagement für Wahrheit und Aufklärung. Der Hugo Portisch Preis setzt diesem Vermächtnis ein lebendiges Denkmal und würdigt journalistische Exzellenz, die unsere Demokratie stärkt.“

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann mit KURIER-Herausgeberin Martina Salomon
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann: würdigte Hugo Portisch als "wohl bedeutendsten Journalisten der Zweiten Republik". Den diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern attestierte er "lebendige Erzählweisen, ohne die journalistische Distanz zu verlieren, konstante Qualität, eine breites Themenspektrum und auch Vielseitigkeit und Innovation."
Martina Salomon und Peter Schöber, Präsidentin und Vizepräsident der Hugo Portisch Gesellschaft über die Mission des hochdotierten Preises: „Qualitätsjournalismus, der ernsthaft recherchiert und verlässlich einordnet, ist in Zeiten von Deep Fakes, Manipulation via Social Media und reißerischen Clickbaits noch wichtiger geworden. Wir als Hugo Portisch Gesellschaft wollen jenen Journalismus auszeichnen, der im Sinne von Hugo Portisch erklärt statt von oben herab doziert, und der versucht, die Welt ein Stück weit verständlicher zu machen. Wir gratulieren unseren würdigen Preisträgerinnen und Preisträgern sehr herzlich.“

Peter Schöber, Gerald Grünberger, Kathrin Zierhut, Alexander Pröll, Wolfgang Schüssel und Roland Weißmann
Zahlreiche Gäste aus Politik und Medien
Unter den Gästen befanden sich auch der Bundeskanzler a.D. Wolfgang Schüssel, Vizekanzler a.D. Werner Kogler, der Wiener Landtagspräsident Ernst Woller (in Vertretung des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig), der Ehrenpräsident der Hugo Portisch Gesellschaft und Vorstandsmitglied Heinz Nußbaumer sowie Vorstandsmitglied Gerald Grünberger (Geschäftsführer des VÖZ), die Jurymitglieder Meret Baumann (Korrespondentin NZZ), Hans Demmel (ehemaliger Geschäftsführer von n-tv), Gert Bergmann (Geschäftsführer der NÖN), Oliver Rathkolb (Neuzeithistoriker), Maria Scholl (APA-Chefredakteurin) und Helmut Wohnout (Generaldirektor Österreichisches Staatsarchiv), die Mediensprecherin der Grünen, Sigrid Maurer, die Bundesministerin a.D. Maria Rauch-Kallat, die kaufmännische ORF-III-Geschäftsführerin Kathrin Zierhut-Kunz, KURIER-Geschäftsführer Richard Grasl, der Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell, der ORF-Chefredakteur Johannes Bruckenberger, die ORF-Magazinchefin Lisa Totzauer, die ORF-III-Chefredakteurin Lou Lorenz-Dittlbacher, der ORF-III-Kultur-Chefredakteur Peter Fässlacher, ORF-"Report"-Chefin Eva Linsinger, der stv. Chefredakteur der Tageszeitung Die Presse Christian Ultsch, der Chefredakteur der Kathpress, Paul Wuthe, Neos-Abgeordneter und EX-NZZ.at-Herausgeber Veit Dengler, Ex-Profil-Chefredakteur Christian Rainer, Peter Neumann, Professor für Security Studies am Kings College London, die Preisträgerin des Hugo Portisch Preises 2024 Antonia Rados. Zudem waren bei der feierlichen Preisverleihung Angehörige von Hugo Portisch anwesend.
Von Peter Temel
Martina Salomon sagte als Präsidentin der Hugo-Portisch-Gesellschaft über die Mission des hoch dotierten Preises: „Qualitätsjournalismus ist in Zeiten von Deep Fakes, Manipulation via Social Media und reißerischen Clickbaits noch wichtiger geworden.“ Man wolle „jenen Journalismus auszeichnen, der im Sinne der ORF- und KURIER-Legende Hugo Portisch „erklärt, statt von oben herab doziert“.
UnermüdlichDen Hauptpreis erhielt Auslandsreporter Thomas Seifert. Puls4-Infochefin Corinna Milborn switchte bei ihrer Laudatio auf der Videoleinwand durch Dutzende Länder und Krisenregionen, die Seifert besuchte. Er sei „seit mehr als 25 Jahren unermüdlich dort, wo es im Gebälk der Gegenwart kracht“, sagte sie. So wie Hugo Portisch sorge Seifert dafür, „dass wir nicht nur wissen, was geschieht – sondern verstehen, warum.“
Die Laudatio auf den Träger des Nachwuchspreises, hielt BR-Redaktionsleiterin Ausland, Susanne Glass. Matthis Kattnig, Videojournalist mit Fokus auf Arabische Welt und Asien, verkörpere Werte, für die Portisch stand: „Mut zur Wahrheit, unermüdlicher Einsatz für eine fundierte Berichterstattung und ein waches Auge für die Schicksale der Menschen.“
Der Preis in Zeitgeschichte/Dokumentation ging ans KURIER-Team „Geschichte zum Anschauen“, das historische Ereignisse mit aufwendigen Grafiken veranschaulicht. Maximilian Dasch, Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen, gratulierte zum „zeitgeschichtlichen und doch zeitlosen Format“. Besonders in einem Gedenkjahr wie diesem gelte: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart beurteilen.“
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