Female Gaze: Weiblicher Blick in Film und Medien längst überfällig

Symbolbild
- Teilnehmerinnen der Diskussion "Frauen sehen anders" bejahten die Notwendigkeit eines weiblichen Blicks in Film und Medien, um patriarchale und sexistische Darstellungen zu korrigieren.
- Regisseurin und Medienschaffende betonen die Wichtigkeit einer respektvollen Bildsprache und kritisieren sexistische Darstellungen, die wichtige Themen verharmlosen.
- Das Projekt Zukunftsbild zielt darauf ab, alternative und vielfältige Darstellungen zu schaffen, um das Vertrauen in Medien zu stärken.
Soll es einen weiblichen Blick in Film und Medien geben, einen Female Gaze? Diese Frage haben am Dienstag die Teilnehmerinnen der Diskussion "Frauen sehen's anders" im APA Pressezentrum bejaht.
"Der angeblich normale und neutrale Blick auf die Gesellschaft entpuppt sich meist rasch als ein patriarchal männlicher, weißer, heterosexueller, konservativer. Manchmal gipfelt ein solcher Male Gaze in extremem Sexismus", sagte Martina Madner, Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien.
Film- und Medienschaffende mit einem Female Gaze, also mit einer weiblichen Perspektive, machen darauf aufmerksam und liefern Alternativen zu solchen Bildern. Ein Beispiel aus der Diskussion: Die Klimakrise und laufend mehr Hitzetage mit jungen Frauen im Bikini zu bebildern, ist sexistisch und verharmlost darüber hinaus noch das Problem.
Regisseurin Franziska Mayr-Keber fordert eine respektvolle Bildsprache: "Bei einer Yoga-Doku schöne, weibliche Körperrundungen ins Bild zu rücken, ist sexistisch und eine astreine Themenverfehlung." Sie habe noch nie eine Beschwerde erhalten, Frauen zu wenig sexy darzustellen.
Weg von eindimensionalen Bildern
Inge Letz war die erste Frau im deutschsprachigen Raum, die bei großen Liveshows wie "Dalli, Dalli" oder "Wünsch dir was" Regie geführt hat. Sie musste in den 70er-Jahren noch öfters Großaufnahmen weiblicher Busen ganz bewusst vom Fernsehbildschirm fernhalten. "Wenn man weg von solchen sexuell eindimensionalen Bildern kommen will, muss man den weiblichen Blick gezielt einsetzen", betonte sie.
Der Bechdel-Test (auch Bechdel-Wallace-Test) ist ein einfacher Maßstab, der verwendet wird, um die Darstellung von Frauen in Filmen (und anderen Medien) zu bewerten. Er wurde in den 1980er-Jahren von der US-amerikanischen Cartoonistin Alison Bechdel populär gemacht, basierend auf einer Idee ihrer Freundin Liz Wallace.
Die drei Kriterien des Bechdel-Tests:
Ein Film (oder Buch, Serie etc.) besteht den Bechdel-Test, wenn:
Mindestens zwei Frauen darin vorkommen,
Diese Frauen müssen miteinander sprechen ...
... und zwar über etwas anderes als einen Mann.
💡 Oft wird noch ergänzt, dass die beiden Frauen einen Namen haben sollten.
Diese Film-Beispiele bestehen den Bechdel-Test: "Kill Bill", "Thelma & Louise", "Mad Max: Fury Road"
Diese Film-Beispiele bestehen den Bechdel-Test nicht: "Herr der Ringe: Die Gefährten", "The Social Network", "Toy Story"
"Die männliche Sichtweise ist in den Redaktionen oftmals noch immer die Norm", sagt Stefanie Leodolter, Redakteurin und Moderatorin bei den Ö1-Journalen: "Wir sollten uns des eigenen individuellen Blicks bewusster werden, ihn in passende und verständliche Worte fassen und so dazu beitragen, die Norm zu erweitern und inklusiver zu gestalten."
Projekt Zukunftsbild
Mit dem Projekt Zukunftsbild wollen Luzia Strohmayer-Nacif, Leiterin des APA Visual Desk und ihre Kolleginnen Alternativen zu offen wie versteckt sexistischen Klischeebildern liefern: "Wir wollen die Vielfältigkeit der Gesellschaft widerspiegeln, denn wenn Lebensrealitäten entsprechend abgebildet werden, stärkt dies das Vertrauen in Medien und unsere Arbeit. Bilder vermitteln unmittelbar. Und die Welt von heute kann nicht mit Bildern von gestern gezeigt werden."
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