"Die finden das ein bisschen peinlich" - Neue Schlossbesuche im ORF

Ein Mann mit einer roten Reisetasche steht in einem Weinberg und blickt in die Ferne.
Johann-Philipp Spiegelfeld zieht wieder in Österreichs Schlösser ein. Die Sommer-Erfolgsserie „Herrschaftszeiten!“ blickt erstmals auch über die Staatsgrenze und bringt einen Verwandtschaftsbesuch.

Wenn man von einer neuen Serie hört, in der Österreichs Schlösser besucht werden, kommt wohl reflexmäßig das große Gähnen. Alles schon gesehen. Aber Sendungsmacher Martin Pusch ist 2021 mit „Herrschaftszeiten!“ das Kunststück gelungen, einen neuen Sommer-Quotenbringer zu erfinden. Großen Anteil daran hat Moderator Johann-Philipp Spiegelfeld, dessen lockere und ungebriefte Art gut ankommt.

Spiegelfeld zeigt sich auch im Gespräch erfrischend ehrlich: „Ich bin professionell unprofessionell, hat mal jemand geschrieben, das finde ich ganz treffend. Es passieren beim Drehen nach wie vor Hoppalas, das ist noch nicht viel besser geworden.“

 

Der Berufspilot meldete sich nach dem Hinweis eines Freundes zum ORF-Casting an. „In der Corona-Zeit habe ich mich nach einem alternativen Plan umgeschaut“, erzählt Spiegelfeld, „weil ich nicht gewusst habe, wie’s mit der Fliegerei weitergehen wird. Es gab ja wirklich eine düstere Stimmung.“ Daraus wurde ein Erfolgslauf, mit bis zu 595.000 Sehern im Schnitt (Folge: „Kaiservilla Bad Ischl“).

Eine Familie mit einem schwarzen Labrador steht auf einem Hof vor einem Turm.

Die rote Sporttasche gehört dazu. Schlossbesucher Spiegelfeld zu Gast bei der Familie Seilern-Aspang im Schloss Litschau im nördlichen Waldviertel

Augenzwinkern

Vor dem Start des Formats habe er – Spiegelfeld stammt selbst aus einer ehemals adeligen Familie – noch Überzeugungsarbeit leisten müssen, erinnert er sich. „Am Anfang haben manche gezögert, ob man so eine Art Homestory macht. Aber ich glaube, die ersten zwei Staffeln haben gezeigt, dass es da um etwas anderes geht, dass auch über geschichtliche Sachen und das Gebäude selbst gesprochen wird, aber mit einem gewissen Augenzwinkern.“

Mittlerweile sei es einfacher, neue Schauplätze zu finden. „Bei allen Schlössern, die wir jetzt besucht haben, war es so, dass die Besitzer auf uns zugekommen sind, ob sie mitmachen dürfen.“

Zwei Männer stehen in einer Krypta mit Gewölbedecke und sprechen miteinander.

Zu Gast bei Familie Spiegelfeld auf Schloss Schenna bei Meran (Südtirol)

Drei Personen posieren vor einer malerischen Landschaft mit Bergen und einem Kirchturm.

Zu Gast bei Familie Spiegelfeld auf Schloss Schenna bei Meran (Südtirol)

Ein gelbes Gebäude mit dunklem Dach steht am Ufer eines Sees.

Zu Gast bei Familie Tacoli in der See-Villa Millstadt

Ein Paar fährt mit einem roten Motorboot auf einem See entlang bewaldeter Ufer.

Zu Gast bei Familie Tacoli in der See-Villa Millstadt

Eine Frau sitzt am Keyboard mit einem Mikrofon, ein Mann steht hinter ihr.

Zu Gast bei Familie Geynüller auf Schloss Hollenburg (NÖ)

Eine Familie posiert vor dem Schloss Leopoldskron in Salzburg.

Aus der Best-of-Sendung: Zu Gast bei Familie Habsburg-Lothringen in der Kaiservilla Bad Ischl

Zwei Männer in Hemden gehen eine Steintreppe hinunter.

Typische Szene aus "Herrschaftszeiten - Johann-Philipps Schlossbesuche"

Ein Mann steht vor einem alten Schloss in den Bergen.

Zwei Männer stehen in einem Hubsteiger vor einem Schlossgebäude.

Zu Gast bei Familie Seilern-Aspang auf Schloss Litschau (NÖ)

„Herrschaftszeiten! - Johann-Philipps Schlossbesuche“

Zu Gast bei Familie Seilern-Aspang auf Schloss Litschau (NÖ)

Eine Familie mit einem schwarzen Labrador steht auf einem Hof vor einem Turm.

Zu Gast bei Familie Seilern-Aspang auf Schloss Litschau (NÖ)

„Herrschaftszeiten! - Johann-Philipps Schlossbesuche“.

Zu Gast bei Familie Winkler-Hermaden auf Schloss Kapfenstein (Stmk.)

Für die neue Staffel hat Spiegelfeld fünf Schlösser (siehe Kasten unten) angesteuert, in denen er erneut auch übernachtete. Ein Höhepunkt dürfte das Finale mit dem Besuch auf Schloss Schenna bei Meran (Südtirol) werden. Es ist die erste Schlossvisite jenseits der Staatsgrenzen und zugleich ein Familientreffen. Der Onkel des Moderators, Franz Spiegelfeld, heiratete Johanna Gräfin von Meran und bewirtschaftet mit ihr das Schloss. „Ich hoffe, es kommt rüber, dass es ein herzlicher Familienbesuch war“, sagt Spiegelfeld. „Man merkt das Herzblut, das mein Onkel hineinlegt, um dieses historische Gebäude zu erhalten.“

Zum Schloss gehört das Mausoleum von Erzherzog Johann, der dort mit Ehefrau Anna Plochl begraben ist. Spiegelfeld, der auch studierter Historiker ist, sagt: „Egal, wo man hinschaut, Erzherzog Johann hat in Österreich viel bewirkt. Für mich ist er einer der ersten Vorreiter, dem Nachhaltigkeit wichtig war.“

Ein Thema, das Spiegelfeld auch im Brotberuf wichtig ist. Bei der AUA arbeite er in der Nachhaltigkeitsabteilung mit, sagt er. „Das hört sich paradox an, denn wir werden die Flugzeuge so schnell nicht ohne Kerosin fliegen können. Aber es geht darum, dass man wirklich versucht, jeden Tag das Beste zu geben, um es möglichst effizient zu gestalten.“

Nachhaltigkeit

Er beobachte diese Einstellung auch bei seinen Schlossbesuchen. Spiegelfeld: „Man merkt, dass sich die Familien Gedanken machen, was für eine Verantwortung sie für die Umgebung haben, dass sie das möglichst nachhaltig bewirtschaften und es den nächsten Generationen ordentlich übergeben.“ Es gehe auch um das historische Erbe des Landes.

Schlossbesitz sei dabei durchaus auch eine wirtschaftliche Herausforderung, weiß Spiegelfeld. „Wie ich mitbekommen habe, ist es so, dass die Familien das aus privaten Mitteln erhalten müssen, und das ist natürlich schwierig. Man muss kreativ sein, um ausreichend Geld zu erwirtschaften“, sagt er.   

In der Serie ist aber vorrangig Frohsinn angesagt. Der erste Auftritt beim Besuch auf  Schloss Litschau wird mit Whitney Houstons Hymne „One Moment in Time“ feierlich unterlegt, dann sieht man Spiegelfeld beim Augenzwinkern.

Pläne

„Es soll nicht langweilig werden“, hofft er für die Zukunft der Sendung. Für eine Weiterentwicklung gibt es bereits Pläne. So könnte Spiegelfeld künftig auch Klöster besuchen. Arbeitstitel: „Herrgottszeiten!“ 

Vorerst bleibt in der Sendung aber viel Bewährtes erhalten. Mit Selbstironie ausgestattet, wird er auch  in dieser Staffel in die Tasten greifen, um ein windschiefes „Yesterday“ zu spielen. Zur Freude des Regisseurs Pusch, aber, wie er sagt, zum Unglück seiner Wiener Familie. „Die finden das ein bisschen peinlich!“

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