„Bereits fünf nach zwölf bei KI“ – Forderung nach Maßnahmen

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Urheberrechtsschützer und Schauspieler schlagen Reformschritte vor. Konferenz zum Thema KI und Kreativbranche in Wien.

„Es ist nicht fünf vor zwölf, es ist eigentlich schon fünf nach zwölf“, sagt Schauspielerin Kristina Sprenger in Bezug auf Generative KI im Bereich Film. Sprenger ist Vize-Präsidentin der Initiative Urheberrecht (IU), die heute und morgen zu ihrer dritten Konferenz lädt (siehe Kasten). In einem Pressegespräch vorab sagte Sprenger: „Dieser Zug ist nicht aufzuhalten, weil KI uns begleiten wird und nicht verboten werden kann.“ Aber jene, die dafür benützt werden, sollen davon auch profitieren können und eine faire Vergütung erhalten.

Gernot Schödl, Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft VdFS und gf. Vorstand der IU, zeichnete ein düsteres Bild: „Was jetzt passiert, sprengt alles bisher Dagewesene und stellt die gesamte Kreativwirtschaft vor völlig neue Herausforderungen, weil künstlerische Werke und Leistungen vollständig substituiert werden können.“ Digitale Kunstfiguren wie Tilly Norwood, die jüngst von einer Schauspielagentur unter Vertrag genommen wurde, seien in Hollywood bereits Realität, entstanden durch das Training an Tausenden realen Performances.

Attraktive Schauspielerin, die KI-generiert ist

Tilly Norwood, eine KI-generierte Schauspielerin

In der Statisterie sei das bereits voll angekommen, sagt Regisseur Michael Kreihsl, „seit ,Gladiator II‘ weiß das jeder“. Er berichtet über ein eigenes TV-Projekt: „Anstatt zum Casting-Büro sind wir an einen Computer gegangen und haben wie Lego-Männchen die Statisten zusammengestellt.“ Für Produktionsfirmen sei klar: „KI-generierte Statisten muss man nicht durchfüttern.“

Keine Transparenz

Schödl kritisierte die Praxis von KI-Unternehmen: Es gebe keine Transparenz, welche Werke fürs Training herangezogen würden, kaum Lizenzvereinbarungen und keinerlei Vergütungsstrukturen. Trotz Transparenzpflichten durch den EU-AI-Act werde im Dunkeln gearbeitet. Drastisch beschrieb Schödl die Folgen für die Branche durch digitale Klone realer Personen: Produktionsfirmen könnten, vertraglich abgesichert, umfassende Rechte erwerben, um Schauspieler nur noch als synthetische Abbilder einzusetzen. Zuletzt haben Matthew McConaughey und Michael Caine ihre Stimmen für KI-Nutzung zur Verfügung gestellt. Die anwesenden Schauspieler Stefano Bernardin und Gregor Seberg stellten zur Diskussion: „Ist das dann noch ,meine‘ Stimme, wenn sie zum Beispiel nur leicht verändert wird?“

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Gernot Schödl

Nach geltender Rechtslage sei KI-generiertes Material nicht geschützt, erläuterte Schödl. Die Initiative fordert explizite gesetzliche Regelungen für KI-Nachahmungen, die Bild, Stimme, typische Bewegungen und künstlerische Eigenheiten schützt, sowie ein transparentes Vergütungssystem für das Training generativer KI, vergleichbar der Festplattenabgabe.

Julia Cencig („Soko Kitz“) zeigte sich überzeugt: „Die Menschen wollen fühlen, was eine Schauspielerin bewegt – das kann die KI nicht liefern.“

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