Staatspreis an Michael Huber: Schreiben über Kunst ist "eine Kernaufgabe des Journalismus"

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Der KURIER-Kulturjournalist erhielt den Österreichischen Staatspreis für Kunstkritik 2025.

Wenn man in eine Galerie oder eine Ausstellung gehe, sagt Laudatorin Nina Schedlmayer, dann kann man das Gefühl haben: Man schrumpft und die Kunst wird übergroß. KURIER-Kunstkritiker Michael Huber "hilft Menschen, und zwar solchen, die vielleicht nicht professionell mit Kunst befasst sind, sich nicht klein zu fühlen vor der Kunst". Er "ermuntert seine Leserschaft zum mündigen Umgang mit Kunst". Und das mit klaren Worten und oft auch feinem Humor. 

Und so wurde Michael Huber, der im KURIER mit beeindruckender Regelmäßigkeit herausragende Texte über Ausstellungen, Künstlerinnen und Künstler und auch Entwicklungen im Genre niederschreibt, am Donnerstag - völlig zu Recht - mit dem Österreichischen Staatspreis für Kunstkritik 2025 ausgezeichnet.

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Vor Wegbegleitern, Kolleginnen und Kollegen, Vertretern der Kunst und der Museenlandschaft sowie Freunden und Familie (und drei seiner musikalischen Bluegrass-Idole, Coppo, Kaerner, Lowell)  hat Michael Huber in den Praterateliers Freude und Dankbarkeit geäußert - darüber, dass "die Jury mich in meiner Rolle als Zuhörer und Übersetzer wahrgenommen hat". Denn das Kunstbiotop, das sich in Österreich "hervorragend entwickelt" hat, verdient "nicht nur Schulterklopfer, Claqueure und Herzerlposter, sondern auch ein faires und ernsthaftes Gegenüber".

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Das findet sie in Michael Huber. Und mehr: Sie findet auch einen Beobachter, der zurückzeichnet. Bei den Pressekonferenzen zu Ausstellungen hält Michael Huber in Skizzen und Zeichnungen pointierte Beobachtungen über die Kunst und ihren Betrieb fest, die - auf Facebook veröffentlicht - für "Erheiterung in der Kunstbubble" sorgen, sagt Schedlmayer. Ab kommender Woche (23. 10.) ist eine Auswahl davon gemeinsam mit Fotografien von eSeL (Lorenz Seidler) im MuseumsQuartier (MQ Schauräume) ausgestellt. 

Er sehe Kunst als "lebendiges Gespräch, über Zeiten und Generationen hinweg", sagte Huber.

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Es war ein Freudentag mit ernsten Untertönen. Leider gerate "der unabhängige Kulturjournalismus für eine breite Öffentlichkeit" derzeit immer mehr unter Druck, sagt Schedlmayer. Auch Sektionschefin Theresia Niedermüller, die den Preis offiziell überreichte, thematisierte die Einschnitte bei den Medien und im Kulturjournalismus, und ebenso der Preisträger selbst.

"Ich spreche das an diesem Freudentag an, weil ich davon überzeugt bin, dass das Reden und Schreiben über Kunst in jedweder Form eine Kernaufgabe des Journalismus in einer freien, offenen Gesellschaft darstellt – und dass es die Mühe wert ist, sich dafür einzusetzen", sagt Huber. Denn "dass die Auseinandersetzung mit Kunst gern klein geredet und als elitär oder abgehoben dargestellt wird, hat ebenso Tradition wie Methode. Irgendeinen Grund muss es allerdings geben, dass das Kunstbiotop immer als eines der ersten ausgetrocknet wird, wenn ein System ins Autoritäre kippt."

"Vor dem Hintergrund eines radikalen Medienwandels, massiver Sparzwänge und oftmals trügerischer Messungen von Aufmerksamkeit in Zahlen" sei es "völlig offensichtlich: Die Erinnerung daran, dass die Dinge auch anders sein könnten, und das genaue Hinschauen und Erkennen von Graustufen stört den Zug der Zeit hin zu einer Welt, in der es nur Schwarz oder Weiß, Null oder Eins, Dafür oder Dagegen geben darf."

"Die Rolle des Journalismus in der Demokratie ist nicht die einer Zierleiste. Er gehört zu ihren Fundamenten. Wer das ernst nimmt, der nimmt auch den Kulturjournalismus ernst genug und wird und abseits purer Lippenbekenntnisse tragfähige Strukturen schaffen, die ihm die Existenz ermöglichen. Nur dann kann man ihn auch verkaufen." 

So möge auch der abschließende Appell Schedlmayers auf offene Ohren stoßen: "Kaufen Sie Zeitungen! Lesen Sie Michaels Rezensionen!"

"Ich gratuliere dem KURIER zu seinem Kunstkritiker", sagte Schedlmayr abschließend. Dem kann man sich nur - dankend - anschließen.

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