Zeitlich angesiedelt zwischen „Captain America: Civil War“ (2016) und „Avengers: Infinity War“ (2018), kann „Black Widow“ innerhalb des Franchise gut für sich alleine dastehen. Beste Gelegenheit, um Johansson nach zehn Jahren im Marvel-Universum einen ehrenhaften Abgang zu ermöglichen, zumal (Vorsicht, Spoiler!) „Black Widow“ ja in „Avengers: Endgame“ ums Leben gekommen ist.
„Black Widow“ lässt sich also als eine Art Prequel verstehen und ist – nach „Captain America“ mit Brie Larson – der zweite Marvel-Film mit einer Heldin an vorderster Front. Erstmals durfte auch eine Frau alleine (und nicht im Duett wie bei „Captain Marvel“) Regie führen: Die australische Filmemacherin Cate Shortland liefert ihr eindrucksvolles Blockbuster-Debüt und muss sich hinter ihren männlichen Kollegen keineswegs verstecken. Ihre Actionsequenzen sind beim Zweikampf in einer Budapester Wohnung ebenso packend wie im Dauerfeuer explodierender Gebäude. Zudem fühlt sich alles realer an als im üblichen Spezialeffektgewitter, und emotional tiefgehender.
Dass es nicht nur um coole Kickass-Moves geht, sondern um ein Kindheitstrauma, wird gleich zu Beginn klar: In Ohio von 1995 lebt ein nettes Ehepaar mit seinen zwei Töchtern in einer harmlosen Vororte-Siedlung. Doch ähnlich wie in der Super-Serie „The Americans“ handelt es sich um eine russische Spionfamilie, die under cover in Amerika lebt und bei Entdeckungsgefahr zurück in die Heimat verschwindet. Nur dass die beiden Mädchen dort in eine Spionage-Schule geschickt werden, wo man sie zu Killerinnen ausbildet.
Ihre verdrängte Vergangenheit als russische Agentin bricht 21 Jahre später über die zwischenzeitlich bei den Avengers aktive Natasha herein. Das führt zu interessanten Neuzugängen im Marvel Universum wie etwa mit Florence Pugh als Natashas „Schwester“ Yelena: Zwischen den Frauen kommt es zu hitzigen Kämpfen, aber auch witzigen Dialogduellen, mit denen melancholische Untertöne aufgehellt werden.
Überraschenderweise findet sich auch die Schauspielerin Rachel Weisz („The Favourite“) in der Marvel-Familie wieder. Auch sie spielt eine ausgebildete Black Widow und hat sich in Russland auf einen Bauernhof mit Schweinen zurückgezogen.
„Ich wollte immer schon einmal mit Cate Shortland zusammenarbeiten, und das war die Gelegenheit“, erzählt die Schauspielerin in einem Blitz-Interview mit dem KURIER über ihre Entscheidung, bei Marvel mitzumachen: „Es war wunderbar, mit Scarlett Johansson zusammen zu arbeiten. Sie kennt ihre Rolle in- und auswendig, weil sie in den letzten zehn Jahren damit ,aufgewachsen‘ ist. Die Figur ist wie ein Teil ihrer selbst.“
Als Newcomerin im Marvel-Universum wurde Rachel Weisz für ihre Kampfszenen trainiert: „Marvel hat wunderbare Stuntmänner und -frauen, die einem zeigen, wie man die richtigen Moves macht und gut dabei aussieht. Es ist, als würde man einen Tanz lernen. Ich habe das sehr genossen.“
Außerdem kommt Rachel Weisz mit „Black Widow“ früher an den Kinostart als ihr Ehemann Daniel Craig.
Denn wie gesagt: James Bond muss noch warten.
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