Marilyn Manson in Wien: Zum Fürchten …

Vor Jahren – oder sind es schon Jahrzehnte? – stand der Name Marilyn Manson einmal für Provokation, für Kontroversen und für gute, voll Energie strotzende Live-Shows. Davon ist nicht mehr viel übrig, wie man beim Auftritt des 45-Jährigen am Montagabend in der ausverkauften Wiener Arena feststellen konnte. Und das, obwohl sich der „Antichrist Superstar“ hauptsächlich auf seine älteren Werke konzentrierte.
Pünktlich um 21 Uhr schallte Mozarts Requiem durch die zu diesem Zeitpunkt noch von Regen heimgesuchte Open-Air-Arena. Mit „Angel with the Scabbed Wings“ aus dem Jahr 1996 eröffnete Manson dann tatsächlich das Konzert und legte mit „Disposable Teens“ vom Album „ Holy Wood“ (2000) nach. Eigentlich druckvoll und gut, allerdings nicht bis in die hinteren Reihen – dort war der Sound miserabel, das Schlagzeug zu dominant, die Gitarre und die Stimme zu leise.

Im Laufe des gerade einmal 80-minütigen Konzerts wurde dieser zwar besser, die Show dafür langweilig. Die Provokation ist der spürbar unmotivierten Routine gewichen. Manson speit ab und zu Wasser, ist mehr auf den Knien als auf den Beinen – Schwäche oder Pose? Man weiß es nicht – und wirft ständig Handtücher ins Publikum. Das obligatorische Nazi-Kapperl und der Helnwein-Mickey-Maus-Hut verschwinden ebenso schnell vom Kopf, wie sie dort aufgetaucht sind. Natürlich hat Manson „ Wien ganz lieb und es furchtbar vermisst“, aber das fühlt man keine Sekunde lang.
Fader Nachgeschmack
Die Höhepunkte der Show bilden dann ausgerechnet die zwei, zugegebenermaßen sehr guten, Coverversionen. Zum einen „Personal Jesus“ von Depeche Mode und „Sweet Dreams“ von Eurythmics. Letzteres läutete dann auch schon langsam das Ende der Show ein. Nach „Hate Anthem“ wurde das Rednerpult aus der „Antichrist Superstar“-Tour auf die Bühne geschoben und selbiger Song gekreischt. Mit „Beautiful People“ verschwanden Manson und seine drei Mitmusiker, die im Gegensatz zu früher nur noch als Statisten agieren, ohne Vorwarnung und Verabschiedung von der Bühne. Was bleibt, ist ein fader Nachgeschmack und das Gefühl, Manson langweilt sich schon selbst.

Zugegeben, es ist schwer ein Image, wie es sichManson aufgebaut hat, Jahrzehntelang aufrecht zu erhalten. Er ist schon lange nicht mehr der Bösewicht derMusik, vor den Hallen wird nicht mehr gegen ihn demonstriert und auch besorgten Eltern jagt er keinen Schrecken mehr ein. Vielleicht sollte sich Manson etwas Neues überlegen, vielleicht sollte er sich mehr auf seine Aquarelle konzentrieren oder wieder einmal mit Gottfried Helnwein und Gerald Matt einen Trinken gehen. Auf solche Shows wie in der Arena sollte er aber definitiv in Zukunft verzichten.
KURIER-Wertung:




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